Der Verleger will künftig in seiner Wortwahl „deutlich sensibler und respektvoller sein“. Er wies am Sonntag in „Österreich“ alle Vorwürfe bis auf seine „Nutten“-Aussage zurück.
Was Wolfgang Feller sagte und tat, wie er sich vor allem gegenüber zwei ehemaligen Mitarbeiterinnen verhielt, war in der vergangenen Woche ein viel besprochenes Thema. Besonders, nachdem bei einem Interview auf Puls24 eben jene beiden Frauen (Raphaela Scharf und Katia Wagner) darüber gesprochen hatten. Um Übergriffe und Machtmissbrauch war es da gegangen, auch um den Vorwurf der sexuellen Belästigung. Der Verleger selbst wollte sich zu diesem Zeitpunkt nicht äußern und kündigte eine Stellungnahme in seiner Zeitung an.
Auf einer Doppelseite wies er am Sonntag nun so gut wie alle Vorwürfe zurück und stellte sie als Kampagne dar, die die beiden Konkurrenzsender Puls24 und Krone.TV gegen ihn orchestriert hätten. Er sei „leider zum Mittelpunkt einer Schlammschlacht rund um die erfolgreiche Entwicklung meines TV-Nachrichtensenders“ geworden, schrieb Fellner. Man wolle seinen Ruf als „Aushängeschild von oe24.TV und Moderator von FELLNER! LIVE“ nachhaltig beschädigen. Dass Raphaela Scharf auf Unwirksamkeit bzw. Rücknahme ihrer Entlassung klagt, führte er quasi als Beleg dafür an, dass er sie nicht belästigt habe.
Wagner „teilweise sehr aufdringlich“
Emotionaler wurde der Ton seines Artikels, als es um Katia Wagner ging. „Völlig absurd“ seien deren Aussagen, dass er sie belästigt habe. Sie habe ihn „teilweise sehr aufdringlich vor ihrem Team umarmt, auf die Wange geküsst, mit Geschenken bedacht“ und später „liebevolle Briefchen und SMS geschrieben“. Ein solcher Brief war seit vergangener Woche schon online verbreitet worden, Wagner hatte Fellner darin rund zwei Jahre nach der von ihr angeführten Belästigung zum Geburtstag gratuliert. Was er offenbar als Beweis sah, dass es keine Belästigung gegeben haben konnte. Seine Zeitung titelte online prompt „Angebliches ‚MeToo-Opfer‘ schrieb ÖSTERREICH-Chef ‚Liebes-Brief‘“.
So viel also zu Wagner. Gegenüber Scharf gab Fellner immerhin eine Aussage zu, die ohnehin durch einen Ton-Mitschnitt belegt ist, der vor Gericht landete: „Du schaust aus wie eine Nutte“ hatte Fellner bei einem ihrer Auftritte geurteilt. Auch wenn dies eine gebräuchliche Formulierung sei, wie der Verleger tatsächlich meinte, tue ihm „diese Aussage im Nachhinein leid“. Sie „entspricht nicht dem Respekt, den ich Frau Scharf und allen Frauen in meinen Unternehmen entgegenbringe. Ich werde künftig in meiner Wortwahl deutlich sensibler und respektvoller sein.“
Fellner beauftragt Prüfung seines Verhaltens
Daraufhin führte Fellner an, dass die Mediengruppe Österreich herausragend frauenfreundlich sei. Der Respekt also sozusagen in Zahlen gegossen sei: Er habe „ein Unternehmen aufgebaut, das heute zu Recht als das frauenfreundlichste im Mediensektor angesehen werden kann“, so der Verleger. Über 80 Prozent aller Führungspositionen in seinem Unternehmen seien mit Frauen besetzt. Eine Zahl die „Der Standard“ nach einer Recherche „nicht so einfach nachvollziehen“ kann. Die Gruppe ist mit Dutzenden von Firmen recht unübersichtlich.
Obwohl Fellner die Vorwürfe abstreitet, habe er beschlossen, die Moderation seiner Talkshow abzugeben, bis die Vorwürfe geklärt seien. (Er kam damit einem Boykott zuvor.) Die Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO Austria sei „mit der detaillierten Prüfung aller Vorwürfe“ beauftragt.
(rovi)