Die Causa Fellner hat die Debatte über Diskriminierung, Sexismus und sexuelle Belästigung erneut angeheizt. Aber gibt es nun tatsächlich auch ein breites gesellschaftliches Bewusstsein für die Thematik, das anhält. Und wo ist die Grenze, ab der ein Verhalten nicht mehr in Ordnung ist?
Das Problem ist alt, aber etwas daran ist neu. Vielleicht, weil es ein prominenter Fall ist. Vielleicht auch, weil es zeitgleich mit einer besonderen Häufung von Frauenmorden auftaucht: Es scheint, die Causa Fellner, die in den vergangenen Tagen das Land (und vor allem die Medienbranche) beschäftigt hat, hat etwas ins Rollen gebracht.
Die Sachlage ist bekannt: Der Medienmanager Wolfgang Fellner sieht sich mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung einer Mitarbeiterin konfrontiert, die er wiederum bestreitet. Die Causa wird vor Gericht ausgetragen, wie sie ausgeht, ist offen. Aber sie zeigt bereits Wirkung. Es herrscht kein allgemeines „Ja, eh, wundert's dich, kommt doch andauernd wo vor“ mehr. Es wird kaum noch auf die früher beliebte Praxis zurückgegriffen, bei der nicht über die Sache an sich, sondern über die betroffene Frau debattiert wird. Ohne zu merken, dass man dadurch eigentlich mitmacht, indem man die Frau auf ihr Äußeres reduziert. Stattdessen gibt es diesmal Solidarität. Man oder vielmehr frau ist sich öffentlich einig, dass so ein Verhalten nicht in Ordnung ist, ganz generell, egal, wie der aktuelle Fall ausgeht. Politikerinnen haben angekündigt, sich von Fellner nicht mehr interviewen zu lassen, bis die Sache geklärt ist, was ihn dazu veranlasste, sich vorerst zurückzuziehen.