Norbert Hofer trat als Obmann der FPÖ zurück. Zermürbt von den Auseinandersetzungen mit Herbert Kickl.
Am Ende war es ein kurzer Eintrag auf Twitter: „Heute ist mein erster Tag nach der Reha – und mein erster Tag nach der Tagespolitik. Ich lege meine Funktion als Bundesobmann zurück und wünsche meinem Nachfolger alles Gute.“ Mit diesen Worten kündigte FPÖ-Chef Norbert Hofer seinen Rücktritt an – und löschte die Nachricht gleich wieder. Seine Entscheidung hat er aber nicht revidiert: Nach rund zwei Jahren legt Norbert Hofer das Amt des Parteichefs zurück.
Seine offizielle Erklärung dazu fiel eher zurückhaltend aus. „Die Zeit nach Ibiza war nicht einfach“, schrieb er. Es sei schwierig gewesen, die Partei nach dem plötzlichen Ende von Türkis-Blau wieder aufzubauen, es sei aber gelungen, sie zu stabilisieren und an die 20-Prozent-Marke heranzuführen. „Damit habe ich die Partei soweit aufgestellt (. . .) Meine eigene Reise an der Spitze der FPÖ ist aber mit dem heutigen Tag zu Ende.“
Die tatsächlichen Beweggründe dürften freilich andere sein. Das legt auch ein erstes Statement in einem Interview mit Oe24 nahe: „Ja, natürlich, ich lasse mir nicht jeden Tag ausrichten, dass ich fehl am Platz bin“, sagte Hofer dort. De facto ist nämlich genau das in den vergangenen Wochen passiert.
Der parteiinterne Machtkampf zwischen Norbert Hofer und FPÖ-Klubchef Herbert Kickl wurde zuletzt auf offener Bühne ausgetragen. Die beiden pflegten schon immer einen ganz unterschiedlichen Stil. Bei der Nationalratswahl 2019 inszenierten sie sich als Doppelspitze – er, Hofer, als freundliches Gesicht für die Medien und Kickl als Scharfmacher für die Basis. Während Corona drifteten die Positionen weiter auseinander – es endete letztlich auch im Richtungsstreit.
Einer der Höhepunkte war die Debatte um die Einhaltung der Maskenpflicht im Parlament. Kickl wusste dabei den Klub hinter sich und wurde immer angriffiger. Zuletzt brachte er sich als Spitzenkandidat für die nächste Nationalratswahl ins Spiel. „Natürlich würde ich zur Verfügung stehen“, sagte Kickl und legte noch nach: Er sei Klubchef seiner Partei, daher sei es naheliegend, Ja zu einer Spitzenkandidatur zu sagen. „Ich bin gut im Saft, ich bin ordentlich motiviert.“
Mitreden beim Rücktritt von Hofer: Wie geht es mit der FPÖ weiter? Diskutieren Sie mit!
Das ließ Hofer trotz Kur-Aufenthalts nicht unkommentiert: „Wenn die Katze aus dem Haus ist, feiern die Mäuse Kirtag.“ Doch die Spitze von Kickl folgte sogleich: „Mir fällt dann immer ,Tom und Jerry‘ ein – und das ist für die Katze wenig schmeichelhaft.“
Kickl hat Fürsprecher und Gegner
Am Dienstag, als Hofer seinen Rücktritt bekannt gab, war Kickl auf dem Gipfel. Also im Wortsinn. Er befand sich auf dem Rückweg vom auf 1361 Metern gelegenen Waxriegelhaus an der Rax. Ihn überraschte der Rücktritt im Funkloch (siehe Seite 2). Doch auch der Rest der Partei wurde überrumpelt.
Am Dienstagabend sprachen sich die ersten Landesparteichefs für Kickl als Nachfolger aus. Es waren mit Kärnten, Tirol und dem Burgenland allerdings nicht die tonangebenden. Gewichtigere Landesparteichefs haben sich noch bedeckt gehalten – etwa Oberösterreichs Manfred Haimbuchner. Er dankte nur Norbert Hofer – der habe „in seiner politischen Arbeit nie den eigenen Vorteil gesucht“. Man könnte das als Seitenhieb interpretieren. Immerhin hat Haimbuchner zuletzt auch im ,Tom und Jerry‘-Streit Stellung bezogen. In Oberösterreich setze man Katzen zur „Mäusebekämpfung“ ein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2021)