Der Aufsichtsrat der Staatsholding hat die Causa „neuerlich bewertet“ und trennt sich von seinem Alleinvorstand. Christine Catasta rückt interimsmäßig nach.
Seit Monaten füllt Thomas Schmid regelmäßig die Schlagzeilen. Grund ist die Frage nach den Gründen für seine Bestellung zum Alleinvorstand der Staatsholding Öbag, die derzeit mitunter vom parlamentarischen Untersuchungsausschuss hinterfragt wird. Im Raum steht der Verdacht, es habe im Vorfeld entsprechende Absprachen, etwa mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), gegeben. Schmid wie auch Kurz bestreiten die Vorwürfe, Rücktrittsaufforderungen wurden dennoch laut. Der Aufsichtsrat der Österreichischen Beteiligungs AG nahm sie nun zum Anlass, um „mit juristischer Beratung“ die Causa neuerlich zu bewerten, wie am Dienstag per Aussendung mitgeteilt wurde.
Das Ergebnis: „Man ist zur Erkenntnis gekommen, dass die sofortige Beendigung der Vorstandstätigkeit von Thomas Schmid einen notwendigen Schritt für die ÖBAG darstellt“.
In diesem Sinne hat der Aufsichtsrat in der heute, Dienstag, stattgefundenen Sitzung einer einvernehmlichen Einigung mit Schmid zugestimmt. Diese umfasst „die Beendigung der Vorstandstätigkeit zum heutigen Tag“ sowie den Rücktritt von Schmid „von allen für die ÖBAG gehaltenen Aufsichtsratspositionen in Beteiligungsgesellschaften“.
Catasta übernimmt interimistisch
Zum Interimsvorstand wurde im gleichen Atemzug Christine Catasta bestellt. Sie war bis 2020 CEO von PwC Österreich und ist seit Oktober 2020 die für die Beteiligungsgesellschaften verantwortliche Direktorin der Öbag. Die Vertretung durch Catasta ist vorübergehend, wie man betont, im laufenden Prozess der Vorstandssuche werde sie sich nicht bewerben.
In der Presseaussendung der der Österreichischen Beteiligungs AG (ÖBAG) heißt es weiters: "Der Aufsichtsrat bedankt sich bei Thomas Schmid für die ausgezeichnete inhaltliche Arbeit der letzten zwei Jahre, distanziert sich aber gleichzeitig von den Chatnachrichten." Zum Vorstand bestellt wurde Schmid im April 2019.
Neue Chats aufgetaucht
Am Montag vor einer Woche waren neue Chats von Schmid bekannt geworden, deren Inhalt für heftige Kritik der Opposition sorgte. Laut den in mehreren Medien veröffentlichten Protokollen hatte Schmid mit einer Vertrauten unter anderem darüber diskutiert, in seiner neuen Funktion den Betriebsrat "abdrehen" zu wollen ("Und Betriebsrat. Weg damit."). "Das können wir nicht einfach so machen", soll ihm diese ausgerichtet haben, man müsse "auch andere Ideologien verstehen". Schmids Reaktion: "Andere Ideologien. Fu** that."
Auch über Flüchtlinge wurde den Berichten nach "gescherzt": Nach der Buchung eines Fluges nach Addis Abeba soll seine Assistentin Schmid gefragt haben, ob er auch einen Rückflug brauche. Auf seine Frage, ob sie ihn dort lassen möchte, soll sie geantwortet haben: "Ab Kairo gibt es Schlauchboote." Nachdem sie Schmid dann etwas später die Buchung bestätigt hatte, soll er zurückgefragt haben: "Mit den Flüchtlingen? Smiley."
„Schmid AG fertig"
Schon Ende März gab es Aufregung um Chats des nunmehrigen Ex-Öbag-Chefs. "Du bist Familie", soll ihm Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) einmal geschrieben haben. Als die gesetzliche Grundlage für den neuen Job in der Öbag gegeben war, habe Blümel - damals Kanzleramtsminister - an Schmid geschrieben: "Schmid AG fertig". Antwort von Schmid: "Habe noch keinen Aufsichtsrat". Vor seiner Bestellung zum Öbag-Vorstand soll Schmid den Kanzler gebeten haben, ihn "nicht zu einem Vorstand ohne Mandate" zu machen. Die Antwort von Kurz: "Kriegst eh alles, was du willst."
Die Öbag steuert elf staatliche Beteiligungen im Wert von knapp 27 Mrd. Euro. Dazu gehören unter anderem der Verbund, die OMV, die Telekom Austria, die Post und die Casinos Austria. Eigentümervertreter des Staates ist der Finanzminister.
Mitreden bei den Chats: Was ist im öffentlichen Interesse, was privat? Diskutieren Sie mit!
(hell/APA)