Studienorganisation

Covid-19 und die neue Normalität des Lernens

Leerer Hörsaal
Leerer Hörsaal
  • Drucken

Die FH Wien untersuchte, welche Auswirkungen die Veränderungen des Hochschullebens in den vergangenen drei Semestern hatten. Wichtigstes Ergebnis: Die Distanzlehre wird zum Teil beibehalten werden.

Weiter auf dem in den vergangenen eineinhalb Jahren beschrittenen – vor allem aber durch die Covid-19-Pandemie erzwungenen – Weg. Das wollen die Studierenden, dieser Meinung sind auch die für die Lehre zuständigen Instanzen. Zumindest ergab dies eine Befragung an der FH Wien der Wiener Wirtschaftskammer. Hauptaussage: Die Distanzlehre via Internet soll in einem nicht unerheblichen Ausmaß erhalten bleiben.

Die FH hat bald nach dem ersten Lockdown ein Forschungsprojekt gestartet. Im April 2020 beteiligten sich 510 Studierende an der Erhebung, in einer zweiten Befragungswelle im März 2021 waren es 561 (von insgesamt ca. 2000). Dazu wurden 60 Studierende in Einzel- und Gruppeninterviews befragt. Ergänzend dazu wurde im Juni 2020 die Meinung von 150 Lehrenden eingeholt.

Die Betroffenen haben nach den Erfahrungen eines Jahres ihre Meinung teils gefestigt, teils etwas verändert. So sagten 2020 noch 62,8 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Studierenden, dass sie mehr gelernt hätten, wenn die in der Distanzlehre bearbeiteten Themen und Aufgaben in Präsenzterminen behandelt worden wären. 2021 waren nur mehr 53,8 Prozent dieser Auffassung. „Je mehr sich Studierende an die Distanzlehre gewöhnen, desto eher wird diese auch akzeptiert“, sagt Georg Feldmann, der die Forschungsgruppe leitete. Die Distanzlehre wird als „das neue Normal“ betrachtet.

Vorteile der neuen Vermittlung

Allerdings würden sich die Studierenden grundsätzlich mehr Lernerfolg durch die Präsenzlehre erwarten. Feldmann, der auch das Kompetenzteam für die Digitalisierung der Kommunikationsberufe der Stadt Wien leitet, führt dies anhand der Daten näher aus: Schon in der ersten Befragung – und bei 100 Prozent Distanzlehre – wurde der Vorteil der neuen Wissensvermittlung betont. Die Frage „durch 100 Prozent Distanzlehre lerne ich selbstständiger“ beantworteten 18,9 Prozent mit „stimme voll und ganz zu“ und 28,6 Prozent mit „stimme ich eher zu“. Hingegen fällt es schwerer, den eigenen Lernfortschritt zu überprüfen. Hier sagen 34,8 Prozent, dass das eher nicht, und 23,5 Prozent, dass das überhaupt nicht der Fall ist.

Feldmann weist auf eine gewisse Gewöhnung bzw. Akzeptanz der neuen Fernlehre hin. Auf die Aussage, „Ich hätte mehr gelernt, wenn die in der Distanzlehre bearbeiteten Themen und Aufgaben in Präsenzterminen behandelt worden wären“ gibt es in der ersten Welle eine Zustimmung von 62,8 Prozent („Stimme voll und ganz zu“ plus „eher zu“), in der zweiten Welle elf Monate später waren nur noch 53,8 Prozent dieser Meinung.

Weiteres Detail: Online-Lehreinheiten von 60 oder 90 Minuten Länge sind ausreichend, längere Lehrveranstaltungen sind online kaum durchzuhalten. Die Daten, so Feldmann, können für alle Studierenden sowohl an Fachhochschulen als auch an Unis gelten. Seine FH peile jedenfalls für die Zukunft eine Verlagerung von 35 bis 40 Prozent der Präsenzlehre hin zur Distanzlehre an.

In Zukunft müssten Lehrende regelmäßig nachfragen, wie es den Studierenden geht, heißt es jetzt bei der FH Wien. Und in der Online-Lehre sollte mehr Abwechslung und Interaktion geboten werden. Zudem müssten die Kompetenzziele schon vor jeder Unterrichtseinheit klar definiert werden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.