Die Festspiele von Cannes gingen trotz Laissez-faire-Attitüde clusterfrei über die Bühne. Ein Beitrag des Österreichers Sebastian Meise wurde in einer Nebenschiene prämiert.
Am Ende kam die Coronapanik doch nach Cannes – wenn auch nur auf die große Leinwand, im allerletzten Wettbewerbsbeitrag: Der Film „Les Intranquilles“ von Joachim Lafosse handelt von einem Maler, dessen bipolare Erkrankung ihm und seiner Familie schwer zu schaffen macht. In einer Szene stürmt er in eine Dorfbäckerei. Und weigert sich vehement, dort eine Maske aufzusetzen, obwohl ein älteres Paar anwesend ist. Bevor er wieder abzischt, macht er seinem Ärger Luft: Covid, das ist doch nur ein Hirngespinst!
Diese Skizze sozialer Verantwortungslosigkeit brachte späte Anerkennung der pandemisch prekären Weltlage in einen Cannes-Jahrgang, der die Gegenwart sonst eher auf Abstand hielt. Eine Ironie in mehrerer Hinsicht: Nicht nur, weil vor der Pressevorführung des Films jemand im Publikum lautstark ermahnt wurde, die Maske ordentlich aufzusetzen. Nicht nur, weil Emmanuel Macron während des Festivals ankündigte, die Maßnahmen in seinem Land verschärfen zu wollen. Sondern vor allem, weil es das (heuer wiederholt verschobene) Festival über weite Strecken selbst nicht so genau zu nehmen schien mit der Kontrolle seines zu Beginn stolz affichierten Sicherheitsprotokolls.