Qin Gang führt künftig Chinas Botschaft in den USA. Der 55-Jährige ist ein streitlustiger Karrierediplomat, aber kein versierter USA-Kenner.
Peking. Der Mann, der die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft durch den entscheidenden Konflikt unserer Zeit navigieren soll, betrat am Mittwoch amerikanischen Boden. Bevor sich Qin Gang, Chinas künftiger Botschafter in Washington, in seine 14-tägige Quarantäne verabschiedete, richtete er noch eine versöhnliche Botschaft an das Gastland: Beide Staaten sollten sich „mit gegenseitigem Respekt“ behandeln und eine „friedliche Ko-Existenz“ anstreben.
Doch schon bald wird es mit der wohlwollenden Rhetorik vorbei sein. Der 55-Jährige mit dem akkuraten Seitenscheitel und den stets scharf geschnittenen Anzügen tritt schließlich nicht nur den wichtigsten Botschaftsposten an, sondern auch den herausforderndsten. Qin Gangs Rolle wird es sein, Chinas neu gewonnenes Selbstbewusstsein gegenüber den USA zu verkörpern. Dort sitzt mit Joe Biden ein Mann im Weißen Haus, den Peking mindestens ebenso feindlich gesinnt einschätzt wie seinen Vorgänger Donald Trump. Dass Qin diese Rolle zuteil wird, ist eine Überraschung. Seitdem der Posten in Washington frei wurde, tauchte sein Name in der Gerüchteküche nicht auf. Qin verfügt weder über signifikante US-Expertise noch über ein großes Netzwerk in Washington.