SP-Favorit als TV-Chefredakteur: Klares Votum für Fritz Dittlbacher

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Er war bei der "AZ" und tat als ORF-Redakteur Viktor Klima einen Gefallen. Seither wird Fritz Dittlbacher das SP-Mascherl nicht los.

Das Votum war mehr als eindeutig: 49 Redakteure der ORF-Information sprachen sich dafür aus, ORF-General Alexander Wrabetz möge doch Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur bestellen (was er aller Voraussicht nach auch tun wird). Die beiden Konkurrenten („ZiB2“-Anchor Armin Wolf und „ZiB2“-Sendungs-chef Wolfgang Wagner) mussten sich mit je elf Stimmen geschlagen geben. Dabei ist es schon erstaunlich, dass sie gegen den 1963 im oberösterreichischen Kirchdorf an der Krems geborenen Dittlbacher überhaupt angetreten waren. Schließlich galt seit Wochen als ausgemachte Sache, dass er den Posten bekommen soll – auf Wunsch der SPÖ, wie es heißt, die auch dafür sorgte, dass der bisherige TV-Chefredakteur Karl Amon Radiodirektor wurde.

Dass Dittlbacher 1999 als diensthabender Redakteur acht Sekunden aus einem „ZiB“-Beitrag über die Euroteam-Affäre herausschnitt – just jene Sequenz, in der der Name des Sohnes des damaligen Bundeskanzlers Viktor Klima genannt wurde –, haben SPÖ-Kreise nicht vergessen. Kritiker auch nicht. Die Kollegen hat Dittlbacher mit seiner Arbeit aber großteils überzeugt. Er begann seine journalistische Karriere beim oberösterreichischen „Tagblatt“, 1984 ging er zum SP-Parteiorgan „Arbeiterzeitung“, wo er 1989 (die „AZ“ war mittlerweile an ein Privatunternehmen verkauft worden) Innenpolitik-Chef wurde. 1992 wechselte Dittlbacher als Innenpolitik-Redakteur zum ORF-Hörfunk, 1996 wurde er Korrespondent in Brüssel, seit 1997 arbeitet er für die „ZiB“-Redaktion, wo er 1999 zum Chefreporter und stellvertretenden Leiter des Innenpolitik-Ressorts bestellt wurde. Trotz des klaren Votums nahm die Redaktion die Diskussion um Dittlbachers Beförderung aber auch zum Anlass, von der Geschäftsführung künftig „objektive“ Postenbesetzungen sowie Hearings zu fordern, wo nach „eindeutigen, nachvollziehbaren und verbindlichen Kriterien“ entschieden wird – und zwar vertraulich.

Den Kollegen gilt Dittlbacher als ruhig und besonnen – jedoch auch als dünnhäutig, was die Stressresistenz betrifft. In Kantinengesprächen wird er (neben Armin Wolf und Dieter Bornemann) gerne der sogenannten „Apfelsaftkoalition“ zugerechnet – also jenen, die sich dem Alkohol verweigern und lieber mit einem Glas Fruchtsaft anstoßen. Dittlbacher ist in zweiter Ehe mit Lou Lorenz-Dittlbacher verheiratet; die gemeinsame Tochter ist sein viertes Kind. An der Karriere seiner Frau ist Dittlbacher nicht unbeteiligt. Er macht kein Hehl daraus, dass er – entgegen einer ORF-internen Regel, dass Ehepaare nicht in derselben Abteilung arbeiten dürfen – darauf besteht, dass sie im Falle seiner Bestellung weiterhin die „ZiB2“ moderiert. i.w.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2010)

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