Literatur

Ein „schöner Tod“ bringt uns nie so viel bei

Paula Winkler
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Maren Wurster beschreibt in „Papa stirbt, Mama auch“ nicht nur den Abschied von den Eltern, „sondern auch den Abschied von mir selbst als Kind meiner Eltern“. Ein Gespräch.

Es gab da diesen einen Satz, der Maren Wurster begleitet hat. Er lautete: „Ich muss das nicht veröffentlichen.“ Sie hat ihn sich immer wieder vorgesagt, während dieser Text wuchs, der dann am Ende doch ein Buch werden sollte, während sie penibel notierte, was gerade geschah. Auf der Intensivstation beim Vater. Im Pflegeheim mit der dementen Mutter. Dass sich etwa der Vater einen Leberfleck abgerissen hat – und da ist jetzt ein Loch in der Haut. Dass sein Blutdruck zwischen 7 und 10 Uhr massiv gestiegen ist – zumindest steht das auf der Tafel, die am Ende des Betts angebracht ist. Dass er schöne Hände hat und die Innenseiten seiner Zähne schwarz sind – und unten, auf der Wiese vor dem Krankenhaus, ein Mädchen im Bikini liegt.

Maren Wurster hat mitgeschrieben, von dem Moment an, als ihr Vater mit Krebs in die Intensivstation kam. Sie hat nicht im Nachhinein die Geschichte zweier Leben erzählt, wohl geordnet und jenem dramaturgischen Bogen unterworfen, den wir dem eigenen Erleben gern verpassen, weil wir einen Sinn suchen. Nein, hier folgt einfach ein Tag dem anderen. Und trotzdem ergibt sich am Ende ein Bild, auch für die Autorin selbst: „Als der Text fertig war, dachte ich mir: Das wusste ich nicht! Es war, als hätte ich einzelne Steine gelegt, und erst anschließend erkannte ich das Mosaik.“ Obwohl sie etwa gewusst hatte, dass ihre Mutter mitten im Fliegeralarm auf die Welt gekommen war und dass die Großmutter eine harte Frau gewesen war, hart auch zu den Kindern. Aber was das bedeutet hat, wurde ihr erst jetzt klar.

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