Kunst/Musik

„Eine völlige Umwälzung der Verhältnisse“

Eine der heftigen Skizzen, mit denen Vedova 1960 das „Intolleranza“-Bühnenbild erarbeitete.
Eine der heftigen Skizzen, mit denen Vedova 1960 das „Intolleranza“-Bühnenbild erarbeitete. [ Fond. Vedova, Venezia]
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Luigi Nono und Emilio Vedova, Arnold Schönberg und Richard Gerstl, Morton Feldman und Marc Rothko – seltene Paare, die gemeinsam Neues schufen. Sonst bedienen sich Kunst wie Musik lieber aus der jeweils anderen Geschichte.

Bis wenige Tage vor der Uraufführung am 13. April 1961 in „La Fenice“ malte der italienische Informel-Meister Emilio Vedova in einer Kammer des Theaters noch die Glasdias neu, Hunderte davon, die ihr starkfarbiges Licht gleichermaßen über alles legen, alles einen sollten – Bühne, Sänger, Publikum, Kunst, Leben, zu einem Schrei gegen Ungerechtigkeit und Entmenschlichung. So wurde es, so soll es heute wieder wahrgenommen werden. 2021, wenn Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ am Sonntag bei den Salzburger Festspielen aufschlägt.

Wie wird sich der für Regie und Bühnenbild verantwortliche Jan Lauwers zur ikonischen historischen Inszenierung aus Venedig positionieren? Einer Inszenierung, in der kaum je ein Maler und ein Komponist an einem ideologischen wie künstlerischen Strang gezogen haben, den die Neo-Faschisten begierig aufnahmen, um die Uraufführung zum Skandal zu machen. Eine aufs Wesentliche konzentrierte, von Margarethe Lasinger und der Galerie Ropac kuratierte Ausstellung im Karl-Böhm-Saal im Festspielgelände ruft dies ins Gedächtnis: die dichten Collagen aus Schlagzeilen, die Vedova projizieren ließ, die Eisengitterskulptur, in der und in deren Schatten die Sänger sich verfingen, historische Fotos, expressive Bühnenbildskizzen in Tinte, Kohle, Kreide, die ein übermächtiges Chaos aufs Blatt werfen.

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