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Die Seidenstraße: Bindeglied zwischen Ost und West

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Die Beziehungen zwischen Ost und West entlang der Seidenstraße sind vielschichtig. Das zeigt eine Wiener Forscherin derzeit in einer imposanten Ausstellung in Hamburg.

Wie wichtig leistungsfähige Handelswege sind, wird uns erst bewusst, wenn sie nicht mehr funktionieren – so wie derzeit infolge der Corona-pandemie. Die wohl berühmteste Handelsroute ist die Seidenstraße zwischen Europa und dem Fernen Osten – die seit einigen Jahren auf Betreiben Chinas in Form der „Neue Seidenstraße“ (Belt & Road Initiative) wiederbelebt und ausgebaut wird. Seit Jahrtausenden werden über dieses Geflecht von Land- und Seewegen Seide, Papier, Gewürze und Tee transportiert, aber auch Wissen, Kunst, Ideen, Religionen – und Krankheiten.

Dieser Route spürt die an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) tätige Sozial- und Kulturanthropologin Maria-Katharina Lang nach. In einem FWF-Projekt zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK-Programm) namens „Verstreut & Verbunden“ sammelt und untersucht sie mit ihrem Team Erzählungen, Bilder und Vorstellungen, Fragmente und künstlerische Ausdrucksformen v. a. der Menschen in der mongolischen Steppe – dem „Zwischenraum, der Asien und Europa verbindet“, so Lang. Dabei spielen ethnografische und archäologische Objekte eine ebenso wichtige Rolle wie historische und zeitgenössische Kunstwerke, Film- und Fotoaufnahmen, Musik, Interviews und Reisenotizen (https://dispersedandconnected.net).So entsteht eine differenzierte und im wahrsten Sinn des Wortes vielschichtige Dokumentation von früheren und heutigen Veränderungsprozessen.

Ein Resultat dieser Arbeit ist derzeit im Hamburger „Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt“ (MARKK) zu bestaunen. Angeordnet in Form einer begehbaren Landkarte, zeugen mehr als 300 Exponate von der Geografie, der Geschichte und den Völkern entlang der Seidenstraße. Im Winter soll die Ausstellung ans Weltmuseum Wien kommen, bis dahin kann man sie auch virtuell unter https://markk-hamburg.de/steppen-seidenstrassen-virtueller-rundgang erleben.

Ein spannendes Blitzlicht auf die Kontakte zwischen Ost und West wirft z. B. ein riesiges Schlachtengemälde auf Seide, das 1760 in Peking gemeinsam von kunstfertigen Jesuiten und chinesischen Hofmalern angefertigt wurde. Vor den Vorhang geholt werden auch Reisende – darunter überraschend viele Frauen –, die seinerzeit das Wissen um Steppen vermehrten und Sammelstücke mitbrachten. Und wussten Sie, dass der Apfel eigentlich aus dem zentralasiatischen Tien Shan Gebirge stammt und über die Seidenstraße nach Europa kam?


Der Autor leitete das Forschungsressort der „Presse“ und ist Wissenschaftskommunikator am AIT.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2021)

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