Dritte Dosis

Auffrischungsimpfung: Länder sind bereit, aber warten auf Vorgaben vom Bund

Während in Pflegeheimen bereits mit der dritten Impfung für Risikogruppen begonnen werden soll, lässt die Impfbereitschaft in ganz Österreich nach.
Während in Pflegeheimen bereits mit der dritten Impfung für Risikogruppen begonnen werden soll, lässt die Impfbereitschaft in ganz Österreich nach. (c) REUTERS (ALESSIA COCCA)
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Niederösterreich beginnt diese Woche, in Pflegeheimen die dritte Impfung zu verabreichen. Und die anderen Bundesländer? Sie warten großteils auf bundeseinheitliche Regelungen. Diese braucht es auch für jene Menschen, die sich noch nicht einmal den ersten Stich geholt haben.

Für Risikogruppen soll die dritte Corona-Impfung laut aktueller Empfehlung des Nationalen Impfgremiums sechs bis maximal neun Monate nach der Vollimmunisierung, also nach dem zweiten Stich, erfolgen. Wegen der hochinfektiösen Delta-Variante früher als ursprünglich geplant rüsten sich die Bundesländer: Niederösterreich verabreicht schon ab dieser Woche Risikogruppen in Pflegeheimen ihre Auffrischungsimpfung, hat man dort doch bereits Ende Dezember mit dem Impfen begonnen. Auch Salzburg will noch am Wochenende mit den Drittimpfungen von Hochrisikopatienten starten, Wien hat dies für die erste Septemberhälfte geplant.

Was ein Blick in die Bundesländer offenbart, ist: Es fehlt an einheitlichen Vorgaben von Bundesseite, was vielerorts für Kritik sorgt. Tirols Landeshauptmann und derzeitiger Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, Günther Platter (ÖVP), forderte bereits Anfang August "eine rasche Klarstellung des Bundes, ob und wenn ja, wann und für wen ein dritter Stich mit der Covid-Schutzimpfung notwendig ist." 

Generell wären die Bundesländer bereit für die dritte Runde. „Was uns insbesondere noch fehlt, ist die Einverständniserklärung für die dritte Impfung. Das brauchen wir als Vorlage, das sollte unseres Erachtens nach dieselbe für ganz Österreich sein, so etwa die Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) im Ö1-"Morgenjournal“. Damit würden alle Geimpften in Österreich rechtzeitig Informationen über den empfohlenen Zeitpunkt für die Auffrischungsimpfung erhalten. Vorarlberg könnte bereits starten, so Rüscher, aber: „Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten zwei bis drei Wochen die Vorlagen bekommen, die wir brauchen. Darum haben wir den Start auf Mitte September gesetzt."

Bundesweit einheitliche Aufklärungsbögen fordert auch Burgenlands Impfkoordinator Markus Halwax. Sobald diese hier wären, „könnten wir mit September, also diese Woche, auf jeden Fall unsere ersten Stiche setzen“. Es fehlt zudem an Vorgaben zu den Honorierungen für niedergelassene Ärzte. Die fordert man auch aus der Steiermark - sowie jene zu Haftung und Aufklärung. Die Vorbereitungen, heißt es aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), seien darüber hinaus abgeschlossen.

Ebenfalls noch nicht geregelt: Ob und in welcher Form die dritte Impfung im Grünen Pass vermerkt wird. Viele offene Fragen also, denen sich die Politik nach der Sommerpause widmen wird. Dem Vernehmen nach ist kommende Woche ein Treffen zwischen Bund, Ländern und Experten geplant.

Wer soll wann geimpft werden?

Was allerdings klar ist: "Für diese weitere Dosis wird in allen Fällen ein mRNA-Impfstoff empfohlen", schreibt das Impfgremium in seiner Empfehlung. In dieser haben die Experten drei Gruppen definiert: Als erstes sollen die Auffrischung Bewohner von Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen und Menschen über 65 Jahren erhalten, Personen mit Vorerkrankungen wie Krebs oder Herzschwäche sowie alle mit AstraZeneca oder Johnson & Johnson Geimpften. Sie sollen die dritte Dosis sechs bis neun Monate nach der Vollimmunisierung erhalten.

Zur zweiten Personengruppe zählen alle Personen ab 18 Jahren. Zu dieser Gruppe zählt auch das Personal in Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen sowie im pädagogischen Bereich und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich. Ihnen soll der dritte Stich neun bis zwölf Monate nach der Vollimmunisierung verabreicht werden.

Zur dritten Personengruppe zählen Genesene: Haben sie bereits eine Impfung erhalten, „sollen sie wie vollständig geimpfte Personen angesehen werden“, sie zählen damit zu Personengruppe eins oder zwei. Haben sie bereits zwei Impfungen erhalten, heißt es in dem Schreiben weiter, „ist derzeit bis auf Weiteres keine weitere Impfung gegen Covid-19 notwendig."

Zwölf- bis 18-Jährigen wird vorerst ebenfalls noch keine Auffrischung empfohlen. Hier ist die Impfung aber ohnehin erst Ende Mai angelaufen. [>>> Mehr dazu]

Wie überhaupt zum ersten Stich motivieren?

Aber wie motiviert man überhaupt Menschen, die noch nicht einmal ihren ersten Stich erhalten haben, sich impfen zu lassen? Salzburgs Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (ÖVP) hatte am Montag an die Bürgermeister appelliert, sie sollten als Meinungsbildner Werbung für die Impfung machen.

Gemeindebund-Generalsekretär Walter Leiss gegenüber Ö1 dazu: "Es geht darum, einen niederschwelligen Zugang zu schaffen, um Bürgerinnen und Bürger zu überzeugen und ihnen zu ermöglichen, dass sie sich wirksam gegen diese Coronakrise schützen.“ Es ginge darum, dass viele, die noch zweifeln, „die vielleicht nicht richtig informiert sind“, einen Zugang „zu den wichtigen Impfungen finden“.

Tests kostenpflichtig zu machen, um mehr Menschen zur Impfung zu bewegen, hätte man seitens des Gemeindebundes „ja schon relativ früh angedacht“, so Leiss: „Wir haben auch darauf hingewiesen, dass das auch durch den Bund zu regeln ist." Für den Gemeindebund-Generalsekretär sei es durchaus „möglich oder sinnvoll“, in zweierlei Richtungen vorzugehen: einerseits zu motivieren, die Bevölkerung zu überzeugen. Er spricht sich aber auch für Zugangsbeschränkungen bzw. das Auslaufen von Gratis-Tests aus. Die zweite Herangehensweise sei nämlich: „Darauf hinzuweisen, dass jeder einzelne auch eine soziale Verantwortung gegenüber dem Dritten hat.“ Wer die Möglichkeit einer kostenlosen Impfung nicht nütze, der solle die Kosten für die Tests selber tragen , so Leiss. Schließlich ginge es nicht nur um den Eigenschutz, sondern auch um den Schutz anderer.

>>> Zum Beitrag im Ö1-"Morgenjournal"

(Red. )

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