Rund zehn Prozent mehr immunisierte Österreicher brauche es laut Virologin Dorothee von Laer, „dann können wir wie in Dänemark die Pandemie für beendet erklären“. Nun sollten sich Erwachsene solidarisch mit den Jungen zeigen und sich impfen lassen.
Am heutigen Montag geht es für Österreichs Schüler auch an den restlichen Schulen im Land, jenen in Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Kärnten und der Steiermark wieder zurück in den Unterricht. Und das, während in Wien bereits etliche Schüler in der ersten Woche in Quarantäne gesteckt wurden. Wie lange der Schulbetrieb in Zeiten von steigenden Infektionszahlen und sich schnell ausbreitenden Virusvarianten gut geht, ist eine berechtigte Frage.
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat sich zuletzt dafür ausgesprochen, dass die Quarantäne für betroffene Schüler nicht zehn, sondern nur fünf Tagen dauern sollte. Dies wäre aus der Sicht der Virologin Dorothee von Laer „schon möglich, wenn nach fünf Tagen ein PCR-Test gemacht wird, der negativ ist“, sagte sie am Montag im „Ö1-Morgenjournal“.
Dem Vorschlag Faßmanns, wonach im Falle eines positiven Testergebnisses nur das unmittelbare Sitzumfeld der betroffenen Schüler in Quarantäne sollten, kann sie allerdings nicht viel abgewinnen. Derzeit entscheidet das Gesundheitsministerium, wie im Falle einer Corona-Infektion weiter vorzugehen ist. Von Laer dazu: „Natürlich ist es so, dass die Delta-Variante so ansteckend ist, dass es relativ wahrscheinlich ist, dass auch Kinder, die weiter entfernt sind, sich anstecken“. Wolle man die Infektion in der Klasse „wirklich im Keim ersticken“, dann „muss man wahrscheinlich tatsächlich alle Kinder, zumindest für fünf Tage, in Quarantäne schicken“.
„Brauchen noch eine Million immune Menschen"
Um Kinder „ein bisschen entspannter zu behandeln“, müsse die Impfquote in Österreich höher sein. Derzeit sind in Österreich rund 60 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert. Es gehe nun um Folgendes, betonte sie: "Erst waren die Kinder solidarisch mit den Erwachsenen, jetzt sollten die Erwachsenen auch solidarisch mit den Kindern sein und sich impfen lassen.“ Ungefähr eine Million vollimmunisierte Österreicher brauche es noch, betonte sie, „damit wir einen Gesamtschutz haben": Rund zehn Prozent der Österreicher müssten sich noch impfen lassen oder eine Corona-Infektion durchmachen, „dann können wir wie in England oder Dänemark die Pandemie als beendet erklären."
Von Laer bekräftigte ihre Forderung vom Wochenende nach einer bundesweiten Antikörperstudie. Sie wäre nicht nur wichtig, um die Dunkelziffer an bereits Immunisierten auszumachen, sondern auch, um zu sehen, in welchen Regionen des Landes die Impfkampagne noch verschärft werden sollte.
Kinder unter zwölf impfen?
Man sollte zudem „durchaus erwägen", ob man Kinder zwischen sechs und zwölf, die etwa mit Herzerkrankungen oder Asthma zur Risikogruppe gehören, nicht auch impfen lassen solle - „auch wenn die Zulassung noch nicht da ist“. Die Studien würden „ja gut aussehen". Eine Impfung würde in diesem Fall „off-label“ durchgeführt.
„Man fährt jetzt sehr risikoreich"
Generell meint von Laer zum vergangene Woche präsentierten Fünfstufenplan der Regierung: „Man fährt jetzt wirklich sehr risikoreich“. Die Wahrscheinlichkeit, „dass man den Anstieg der Patientenzahlen auf den Intensivstationen rechtzeitig bremsen kann, ist nicht sehr hoch."
Sie plädierte dafür, neben der Auslastung auf den Intensivstationen auch weiterhin die Inzidenz zu berücksichtigen - als „frühesten Parameter“, auf den man reagieren könne. Schließlich könne man berechnen, welche Inzidenz in zwei, drei Wochen zu welchen Zahlen auf den Intensivstationen führen.
(Red. )