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"Joseph II.": Schloss Schönbrunn wird zum Heurigen-Wirt

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Schönbrunnergelb trifft auf Heurigengrün: Im Schloss Schönbrunn hat der (Edel-)Heurige „Joseph II.“ aufgemacht, der vermehrt auch Wiener in die Touristenattraktion holen soll.

Man könnte glatt an ihm vorbeigehen, so dezent ist der Eingang an der Schönbrunner Schlossfassade gehalten. Aber dann findet man doch hinein, in den „Joseph II.“

So nämlich heißt der Heurige, den sich das Schloss Schönbrunn verpasst hat, und der am Donnerstagnachmittag eröffnet wurde. Der Name ist durchaus schlüssig – war es doch ebendieser Joseph II., der im Jahr 1784 den Wiener Weinbauern erstmals die Ausschank ihres Weins erlaubte – und damit die lange Tradition der Wiener Heurigen erst möglich machte.

Außen also ziemlich dezent, innen dann – nun ja, vielleicht etwas eleganter, als man mit dem Begriff „Wiener Heuriger“ gewöhnlich assoziieren würde: Dunkler Holzboden, graue Vertäfelung an den Wänden, eine ziemlich moderne lange Bar statt der üblichen Schank.

Auch spätabends geöffnet

Aber gut: Einen typischen, bodenständigen Heurigen darf man an einem Ort wie diesem wohl nicht erwarten. Vielmehr wurde versucht, den „Spagat zwischen höfischer Eleganz und der Gemütlichkeit eines traditionellen Heurigen“ zu bewältigen, wie es Architekt Manfred Wehdorn formuliert, der für die Adaptierung des (davor lang ungenutzten) Kontrollor-stöckls verantwortlich war. „Sozusagen Schönbrunnergelb und Heurigengrün. Ob es gelungen ist, wird der Gast zu beurteilen haben, denn er ist die Hauptperson.“

Der Gast, oder vielmehr die Gäste, sollen dabei nicht nur Touristen nach einer Schlossführung sein, sondern auch die Wiener – der Heurige ist Teil der Strategie von Schönbrunn-Group-Geschäftsführer Klaus Panholzer, um vermehrt die lokale Bevölkerung ins Schloss zu bringen. „Es ist wirklich unser Ziel, die internationalen und nationalen Gäste zusammenzubringen“, so Panholzer bei der Eröffnung. Und nebenbei das Areal auch spätabends zu beleben, wenn Schloss und Schlosspark längst gesperrt sind: „Joseph II.“ wird täglich von 12 bis 24 Uhr geöffnet sein.

Das Schloss selbst ist aber nur indirekt Heurigenwirt: Denn betrieben wird „Joseph II.“ von Pächter Josip Susnjara und dessen SHI Group, die am Schlossareal bereits das Café Gloriette führen.

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Auf der Karte findet sich, wenig überraschend, Wein. Viel Wein. Denn „Joseph II.“ will die gesamte Bandbreite der Wiener Winzer – von Fuhrgassl-Huber über Weingut Christ, vom Weingut Edlmoser bis zur Bio-Weingärtnerei Peter Uhler – abbilden. Für die Auswahl verantwortlich ist Sommelier Thomas Köberl. Auf den rund 350 Quadratmetern Lokalfläche ist sich auch eine Vinothek ausgegangen – samt Verkostungs-Möglichkeit und Flaschenverkauf.

Auf der Speisekarte – Küchenchefs sind Thomas Wieland, Horst Hergesell und Tristan Kalb (zuletzt Amerlingbeisl) – stehen typische Heurigengerichte: Aufstrichteller, Fleischlaberl, Schinkenfleckerl, Schweinsbraten. Preislich ist man auf oder etwas über dem üblichen Heurigen-Niveau: So kosten die Schinkenfleckerl 10,90 Euro, das Blunzengröstl 11,90.

An warmen Tagen kann man auch im fast versteckt gelegenen Gastgarten im Innenhof, dem sogenannten Meidlinger Viereckl, Platz nehmen. Sicher, der Blick in die Wiener Weinberge, den man in manch anderem Heurigen zu seinem Achterl Wein quasi mitserviert bekommt, fehlt hier am Hietzinger Heurigenbankerl (das auch etwas edler in grau und mit Lehne daherkommt) natürlich.

„Weltweit kein zweites Mal“

Für Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) ist der Heurige im Schloss überhaupt ein „weiteres touristisches Highlight, das es so weltweit kein zweites Mal gibt“. Für Architekt Wehdorn ist der Wiener Heurige „kein Ort, kein Gebäude, kein Restaurant. Der Wiener Heurige ist eine kulturelle Institution. Der Architekt kann nur versuchen, den baulichen Rahmen zu schaffen, in dem sich der Gast wohlfühlt“.

Ob das Konzept „Heuriger im Schloss“ aufgeht und nicht nur für Touristen attraktiv ist, wird sich zeigen – man wolle mit dem „Joseph II.“, sagt Schönbrunn-Chef Panholzer, jedenfalls auch „die Schönbrunner Weintradition wieder aufleben lassen“.

Denn die gab es schon unter Maria Theresia, die im Orangeriegarten Wein anbauen ließ – eine Tradition, die vor einigen Jahren von der WienWein-Gruppe wiederbelebt wurde, die hier auf 1000 Quadratmetern rund 500 Stöcke verschiedener Weinsorten von Riesling bis Rotgipfler als „Gemischter Satz“ pflegt.

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