Architektur & Design

Hoppauf ohne Fahrstuhl

Was haben eine Liftkabine, ein VinziDorf, ein Steinbockzentrum, das Sigmund-Freud-Museum, eine Auferstehungskapelle und ein Schulzentrum gemeinsam? Sie alle wurden mit dem diesjährigen Bauherrenpreis ausgezeichnet.

One of the most difficult design issues: how to go from A to B?“ lautet eine handschriftliche Notiz auf einem Grundrissplan der Villa dall'Ava in Paris, den Rem Koolhaas anno dazumal in seinem Buch „S, M, L, XL“ veröffentlichte. Die Herstellung einer guten Verbindung von A nach B hat auch die Verantwortlichen der Stadt Steyr immer wieder beschäftigt. Die Stadtteile Steyrdorf und Tabor sind durch eine 35 Meter hohe Geländestufe getrennt. Bis vor genau 70 Jahren, Ende Oktober 1951, die Taborstiege eröffnet wurde, war man nur auf Umwegen auf die Höhe gelangt. Als „eine dem Gelände und dem Baucharakter der Umgebung vorzüglich angepasste Stiege“ beschrieb ein Reiseführer aus den 1950er-Jahren die nach Plänen von Architekt Josef Preyer errichtete und seit 2009 denkmalgeschützte Anlage, die mit 243 Stufen nach oben führt.

Statt der Treppe einen Aufzug zur Überwindung der Höhendifferenz hätte sich nicht nur der Lehrkörper des Bundesrealgymnasiums am Michaelerplatz gewünscht, als in den 1960er-Jahren einige Klassen in einer Expositur auf dem Tabor untergebracht waren: Während der fünfminütigen Pausen mussten die Lehrer die steile Stiege – angespornt von Hoppauf-Rufen der Schüler – hinaufsprinten, ehe der Direktor die Anfeuerungen strengstens verbot, berichtet die Maturazeitung des Jahres 1967. Der Architekt Helmut Reitter war zu dieser Zeit Gymnasiast in Steyr. 2017 gewann er den Wettbewerb für einen Lift auf den Tabor, dem mehrere Machbarkeitsstudien vorangegangen waren. „Mehr Reichtum kann Einfachheit nicht generieren“, heißt es im Juryprotokoll zum Siegerprojekt, das im Sommer vergangenen Jahres eröffnet und heuer mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnet wurde. Der Zugang führt durch einen Teil des im Zweiten Weltkrieg von Zwangsarbeitern errichteten Luftschutzstollens. Eine Grafik vom Stollensystem und ein Text des Mauthausenkomitees erinnern an diese traurige Vergangenheit.

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