Kunstwerte

Alte Meister erleben einen Aufschwung

Lang galten sie als verstaubt und unmodern. Seit einiger Zeit erleben Alte Meister wieder einen Aufschwung. Dafür sorgen auch medienwirksame Rekordzuschläge.

Alte Meister dominierten bis Anfang der 1990er-Jahre den Kunstmarkt. Dann kam der rapide Abstieg. Und spätestens ab der Jahrtausendwende prägt Zeitgenössische Kunst das Marktgeschehen. Alte Meister, die von Sammlern auch mehr Kennerschaft erfordern, galten bald als verstaubt und unmodern. Doch seit einiger Zeit tut sich wieder etwas auf dem Altmeistermarkt. Mancher Sammler von Zeitgenössischer Kunst entdeckte die Sparte für sich und mischte zur modernen Kunst das eine oder andere alte Werk dazu. Der Geschmack hat sich dabei verändert. Frühe niederländische und italienische Meister bis in die Renaissance sind beliebter als dunkle Gemälde des 17. Jahrhunderts, die noch bis in die 1990er-Jahre ihren Markt hatten und heute schwerer verkäuflich sind.

Das teuerste Werk der Welt. Dank einiger prominenter Verkäufe, die durch die Medien gingen, erlebt die Sparte jetzt insgesamt wieder einen gewissen Aufschwung. Der medienwirksamste Verkauf ist Leonardo da Vincis „Salvator mundi“. Das Werk wurde 2017 bei Christie's für 400 Millionen Dollar zugeschlagen. Gut, das war sicherlich ein Ausreißer, aber Peter Paul Rubens „Lot und seine Töchter“ erzielte 2016 ebenfalls bei Christie's 40 Millionen Pfund. 2011 wurde eine monumentale Venedigansicht von Francesco Guardi bei Sotheby's in London für 26,7 Millionen Pfund verkauft. Sogar während der Pandemie gab es spektakuläre Preise. So erzielte heuer im Jänner Sandro Botticellis Porträt „Junger Mann mit Medaillon“ bei Sotheby's in New York 92,2 Millionen Dollar und ist damit das zweitteuerste Altmeisterwerk nach „Salvator mundi“.

Auch das Wiener Dorotheum genießt bei Alten Meistern einen guten Ruf und hat für einige Höchstpreise gesorgt. Vor allem mit dem Rekordpreis von 1,9 Millionen Euro für eine „Lucretia“ von Artemisia Gentileschi im Oktober 2018 profilierte sich das Haus am internationalen Markt. Gentileschi profitiert von der gestiegenen Nachfrage nach Künstlerinnen. Dieser Trend umfasst auch Alte Meisterinnen. Nächsten Mittwoch gibt es übrigens im Dorotheum im Rahmen der Classic-Week die Chance ein Altmeisterwerk zu ersteigern. Zu den Topwerken zählt etwa Tintorettos „Venus, Mars und Amor“, das auf 300.000 bis 500.000 Euro geschätzt ist. 400.000 bis 600.000 Euro werden für Francesco Guardis „San Giorgio Maggiore“, die Klosterkirche auf der gleichnamigen Insel südlich von San Marco, erwartet. Und wer keine so dicke Brieftasche hat, könnte Meisterzeichnungen in Erwägung ziehen. Für mich persönlich ist das ein besonders reizvolles Segment.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2021)

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