Die Tesla-Aktie gab am Montag nach. Elon Musk hatte auf Twitter abstimmen lassen, ob er sich von zehn Prozent seiner Tesla-Aktien trennen soll. 58 Prozent sagten ja.
Die Tesla-Aktie hat am Montag vorbörslich stark nachgegeben. Grund ist die Aussicht auf einen mehr als 20 Milliarden Dollar schweren Verkauf von Tesla-Aktien durch Konzernchef Elon Musk. „Der Kursrutsch wird aber nicht lange andauern“, prognostizierte Analyst David Madden vom Brokerhaus Equiti Capital. Tesla habe sich jedes Mal rasch von solchen Rückschlägen erholt. War der Kursrückgang in der Früh noch kräftig ausgefallen, erholte sich die Aktie im Tagesverlauf tatsächlich ein wenig.
Musk hatte auf Twitter darüber abstimmen lassen, ob er ein Zehntel seines Anteils an Tesla verkaufen solle. Die Mehrheit der 3,5 Millionen Teilnehmer (58 Prozent) war dafür. „Aktionäre des E-Autobauers stellen sich nun die Frage, ob er dieses Geschäft über die Börse oder außerbörslich abwickelt“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zur Nachrichtenagentur Reuters.
Kluger Zug oder Desaster?
„Bei letzterem könnte ein neuer Großaktionär bei Tesla ins Spiel kommen. Wickelt Musk das Geschäft über die Börse ab, dürfte die Frage spannend sein, in welchem Zeitraum der Verkauf getätigt werden soll. Im besten Fall läge erst einmal ein Deckel auf dem Kurs, im schlechtesten Fall könnte die Aktie so schnell den Rückwärtsgang einlegen.“
Einige Analysten können dem Schachzug etwas abgewinnen. „Elon Musk macht mit seiner Twitter-Inszenierung Marketing für Tesla auf höchstem Niveau“, sagte Frank Schwope von der NordLB. Doch die Aktie sei überbewertet. Jefferies erhöhte dagegen das Kursziel auf 1400 Dollar. Derzeit kostet die Aktie 1160 Dollar. Tesla habe sich auf den Weg zum Massenhersteller gemacht und könnte die Konkurrenz abhängen.
Doch was wird Musk mit dem Erlös aus dem Aktienverkauf tun? Auf Twitter wurde am Montag spekuliert, er könnte Bitcoin kaufen. Der Kurs der Kryptowährung näherte sich zeitweise wieder einem Rekordhoch bei mehr als 66.000 Dollar. Möglicherweise benötige Musk ohnehin Geld, um Steuerschulden für seine Aktienoptionen zu begleichen, meinte Neil Wilson von Markets.com. Und jetzt habe er die Deutungshoheit: „Follower fordern Musk zum Verkauf von zehn Prozent seiner Anteile auf“, klinge einfach viel besser als „Musk wirft zehn Prozent seiner Tesla-Aktien auf den Markt“. Der Finanzausschuss-Vorsitzende im US-Senat, Ron Wyden, meinte, Musks Steuerzahlung solle nicht von Twitter festgelegt werden. „Es ist Zeit für die Einkommensteuer für Milliardäre.“
In den USA tobt derzeit eine Debatte über die Besteuerung von Superreichen. Musk ärgert sich schon länger über Forderungen, er solle sein Geld für sinnvolle Dinge einsetzen wie die Bekämpfung des Welthungers. Er betont daher häufig, dass er kein Geld, sondern vor allem Tesla-Aktien habe. Auf Twitter hatte er geschrieben: „In letzter Zeit wird viel über nicht realisierte Gewinne als Mittel zur Steuervermeidung gesprochen.“ Da er weder Bargehalt noch Boni erhalte, sei der Verkauf von Aktien der einzige Weg, Steuern zu zahlen.
„Sie sind hinter dir her“
Im Zuge der geplanten Steuerreform von US-Präsident Joe Biden wird eine „Milliardärssteuer“ von 23,8 Prozent auf Aktienkursgewinne – auch auf nicht realisierte – diskutiert. Betroffen wären Menschen, die ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar besitzen oder drei Jahre in Folge 100 Millionen Dollar Jahreseinkommen hatten. Mit dem Geld will Biden Sozial- und Klimareformen finanzieren. Musk kritisierte Ende Oktober: „Irgendwann geht ihnen das Geld anderer Leute aus. Dann sind sie hinter dir her.“
(b.l./Reuters)