Start-ups

Business Maniacs: Es geht um unternehmerisches Denken

Ruth Gabler-Schachermayr und Gabriele Tatzberger
Ruth Gabler-Schachermayr und Gabriele Tatzberger(c) Pamela Rußmann
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Ruth Gabler-Schachermayr von der Jungen Wirtschaft Wien und Gabriele Tatzberger von der Wirtschaftsagentur Wien sprechen vor den „Business Maniacs 2021“, dem Infofestival für Gründer, Start-ups und Jungunternehmer über Mindset, Aufbruchsstimmung und Finanzierung.

Das Jahr 2021 bringt eine steigende Zahl an Unternehmensgründungen in Wien. Warum trauen sich die Menschen gerade jetzt zu gründen?

Ruth Gabler-Schachermayr: Wann, wenn nicht jetzt? Viele haben die Krise als Chance genützt. Umzudenken, weiterzudenken, sich zu entwickeln. Genau dann entstehen auch neue Unternehmen – die Krise hat den digitalen Wandel ja auch beflügelt und da sind ganze neue Geschäftsfelder mit entstanden.
Gabriele Tatzberger: Die Herausforderungen, die die Pandemie in den letzten zwei Jahren für viele Arbeitnehmende mit sich gebracht haben, haben viele Menschen zum Nachdenken über ihren bisherigen Berufsalltag gebracht. Kurzarbeit, Home Office, im schlimmsten Falle Kündigungen, aber auch die Frage, ob die bisherige Tätigkeit den eigenen Stärken und der persönlichen Entwicklung zuträglich waren – viele haben diese Zeit genutzt, um den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Viele trauen sich jetzt, genau das zu tun, was sie schon immer „gespürt“ haben, wozu ihnen der Mut gefehlt hat und nun aber durch die Ausnahmesituation getriggert wurde. Zudem sind wir viel an Schulen unterwegs und sehen: Die Hälfte der jungen Menschen an den Business Schools will gründen. Da hat sich das Mindset stark verändert.

Gibt es eine Quote eine Zahl, ab der sie zufrieden sind?

Gabriele Tatzberger: Die Gründerzahlen gehen nach oben. 1300 Start-ups waren es zuletzt in Wien. Die Finanzierungsrunden werden größer. Es gibt keine absolute Zahl, es geht um unternehmerisches Denken. Und es geht darum, nicht darauf zu warten, dass jemand etwas für mich erledigt.
Ruth Gabler-Schachermayr: Das heißt auch, Mut zum Scheitern mitzugeben. Ich will das nicht Schönreden. Auch wenn es passiert, kannst Du weitermachen und aus den Fehlern lernen.

Welche Rolle spielen die Business Maniacs, warum gibt es diese Veranstaltung?

Ruth Gabler-Schachermayr: Unser Ziel ist es, das Unternehmertum zu fördern und junge Menschen zu bewegen, ins Tun zu kommen. Wir konnten die Startup-Queen der österreichischen Gründer-Szene für eine Keynote gewinnen: „Mut zum Start-up – so startest du richtig“ mit Selma Prodanovic. Wir blicken aber auch über die Landesgrenzen, wo die Startup Welt noch andere Ideen und Potentiale birgt und freuen uns auf den Österreich-Chef von Sentry, Armin Ronacher.
Gabriele Tatzberger: Wir wollen die Kräfte bündeln, Services, Förderungsangebote zeigen und Mut machen.

Vor welche Herausforderungen sehen sich besonders Startups gestellt und wie können Sie diese unterstützen?

Ruth Gabler-Schachermayr: Founder Clash, das richtige Team, Skalierung aber natürlich auch die Work-Life Balance sind Begriffe, die mir da einfallen.

Gabriele Tatzberger: Die Wirtschaftsagentur Wien unterstützt Start-ups mit einem Full Service – von Förderungen und Beratungen über Workshops und weiterführende Coachings bei der Gründung, vernetzt Start-ups mit traditionellen Unternehmen und positioniert Wien im internationalen Umfeld als Start-up City mit diversen Soft-landing-Programmen und Allianzen. Seit Ende des vergangenen Jahres stellen wir auch ein Krisencoaching zur Verfügung – für Unternehmen bis drei Jahre nach der Gründung. Für internationale Betriebs-Ansiedlungen unterstützt das Team International Business, im Expat Center gibt es kostenlose Beratung und Unterstützung für ausländische Fach- und Führungskräfte bei allen Fragen zum Start in Wien.

Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Gabriele Tatzberger: In den Frühphasen funktioniert die Finanzierung gut, in der Wachstumsphase nicht. Das ist ein europäisches Thema. Es gibt gute Ideen, doch die Pensionsfonds dürfen nicht investieren. Deren Geld geht in die Immobilien. Das österreichische Finanzierungspotenzial geht für die Start-ups verloren.

Muss sich ein Standort, der für Start-ups attraktiv sein will, spezialisieren?

Gabriele Tatzberger: Es gibt eine Spezialisierung: etwa jene auf Life-Sciences-Start-ups. Grundsätzlich aber ist der Standort bunt – und so soll es bleiben. Letztlich kann man auch nicht planen, was hier entsteht. Die Förderlandschaft ist jedenfalls so, dass man verschiedenste Produkte entwickeln kann.
Ruth Gabler-Schachermayr: Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit, auf Klima- und Umweltschutz und Smart City.

Was könnte am Standort für Start-ups noch besser werden?

Ruth Gabler-Schachermayr: Einige Unicorns wie GoStudent durften wir ja schon wachsen sehen. Es gibt sicher noch Raum nach oben. Wir fordern eine digitale Stadt, in der alle unternehmensrelevanten Prozesse digital und so effizient wie möglich abgewickelt werden können. Alle Unternehmen sollen die Möglichkeit haben, Ihre Anliegen rasch und elektronisch erledigen zu können. Wir fordern aber auch im Sinne des Bürokratieabbaus eine Anlaufstelle – den erwähnten „One Stop Shop“ – für sämtliche Behördenwege in der Stadt Wien.
Gabriele Tatzberger: Verbesserungsbedarf gibt es immer, und wir lernen täglich dazu. Als Smart City verbindet Wien alle Aspekte von Wirtschaft und Innovation mit Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Wohlstand und Sicherheit.  Ein kräftiges Ausrufezeichen für den Innovations- und Start-up-Standort haben wir im Mai mit dem zweiwöchigen internationalen Start-up-Event „ViennaUP’21 digital“ gesetzt: 25.000 Teilnahmen aus 60 Ländern und über 5000 Vernetzungsgesprächen haben dafür gesorgt, dass die Stadt in der internationalen Wahrnehmung als innovativer Standort für Startups, Unternehmen und Talente verankert wurde. 2022 wollen wir mit einer Fortführung der ViennaUP die internationale Sichtbarkeit nachhaltig für Wien festmachen und ausbauen.

https://www.wko.at/site/businessmaniacs/start.html/

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