Gastkommentar

Politik und Wissenschaft verstehen einander nicht

(c) Peter Kufner
  • Drucken

Die Pandemie zeigt: Die jahrelange Nachlässigkeit der Wissenschaft, ihre Tätigkeit auch verständlich zu machen, rächt sich.

Die Pandemie hat auch ihr Gutes: Bruchlinien werden schärfer sichtbar. Für das Verhältnis zwischen Politik und Wissenschaft bedeutet das ein tiefes Unverständnis: Hier ein Landeshauptmann, der als „Witz“, Wissenschaftler für das Verhungern seiner Bundeslandbevölkerung verantwortlich macht, dort entnervtes Überreagieren der betroffenen Wissenschaftler, die seit zwei Jahren unter größtem Druck Grundlagen für politische Entscheidungen nach bestem Wissen zur Verfügung stellen und die Erwartung haben, dass ihre Empfehlungen größtenteils übernommen werden.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

>>> Mehr aus der Rubrik „Gastkommentare“



Doch diese Auseinanderentwicklung ist nicht neuesten Datums. Dafür bedurfte es in den letzten Jahren einer parallelen Fortentwicklung der beiden Systeme Politik und Wissenschaft. Begonnen hat es mit der Autonomie der Universitäten, die sich seither in eine Richtung entwickelten, die eine gesellschaftliche Rückbindung immer mehr außer Acht gelassen hat. Karrieren in der Wissenschaftswelt müssen international sein, publiziert muss in den besten internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften ausschließlich auf Englisch werden, alles andere wird in dem Bewertungssystem der internationalen Rankings nicht wahrgenommen und ist daher für die Leitungen der Universitäten, aber auch das Wissenschaftsministerium ohne Bedeutung. Dass sich damit die Fragestellungen der Forschung von regionalen oder gar lokalen gesellschaftlichen Problemlagen immer mehr gelöst haben, ist eine logische Konsequenz.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.