Prozess

Tote bei Black-Lives-Matter-Protest: Schütze von Kenosha freigesprochen

Zwölf Geschworene befanden den Schützen für nicht schuldig, im Bild: Richter Bruce Schroeder.
Zwölf Geschworene befanden den Schützen für nicht schuldig, im Bild: Richter Bruce Schroeder.(c) Reuters (POOL)
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Der inzwischen 18-Jährige hatte die tödlichen Schüsse mit einem Sturmgewehr nie bestritten, berief sich aber auf sein Recht zur Selbstverteidigung. Er wurde in allen fünf Anklagepunkten für nicht schuldig gesprochen.

Im viel beachteten Prozess um den gewaltsamen Tod von zwei Menschen bei Anti-Rassismus-Protesten im Vorjahr in der Stadt Kenosha ist der Angeklagte freigesprochen worden. Die zwölf Geschworenen befanden den Schützen Kyle Rittenhouse am Freitag in allen fünf Anklagepunkten für nicht schuldig. Der inzwischen 18-jährige Rittenhouse hatte die tödlichen Schüsse mit einem Sturmgewehr im US-Bundesstaat Wisconsin nie bestritten, berief sich aber auf sein Recht zur Selbstverteidigung.

Der damals 17-jährige Angeklagte hatte bei Unruhen in der Arbeiterstadt am 25. August 2020 mit einem Sturmgewehr auf drei Demonstranten geschossen, zwei davon starben. Auslöser der Ausschreitungen waren die Schüsse eines weißen Polizisten in den Rücken des Afroamerikaners Jacob Blake, der seitdem querschnittsgelähmt ist.

Der Fall ereignete sich in einem aufgeheizten politischen Klima, denn nur etwa drei Monate vorher war in Minneapolis der Afroamerikaner George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet worden.

Recht auf Selbstverteidigung?

Der Prozess gegen Rittenhouse löste in den USA eine Debatte über das Recht auf Selbstverteidigung und das Recht, eine Waffe zu tragen aus. Der Fall spaltete das Land in Wahlkampf-Zeiten. Der damalige Präsident Donald Trump hatte Rittenhouse in Schutz genommen. Dagegen hatte sein Rivale, der spätere Wahlsieger Joe Biden, demonstrativ Kontakt mit Blake gesucht.

Im Gericht und vor dem Gebäude waren zuvor wegen befürchteter Proteste die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft worden. Das Urteil könnte Vorwürfen, wonach weiße Angeklagte von der US-Justiz oftmals besser behandelt werden als Schwarze, neuen Rückhalt geben. Der Prozess hat in den USA bereits eine Debatte über das Recht auf Selbstverteidigung und das Recht, eine Waffe zu tragen, ausgelöst.

Biden plädiert für „friedliche Reaktionen"

US-Präsident Joe Biden erklärte: "Obwohl das Urteil in Kenosha bei vielen Amerikanern ein Gefühl des Ärgers und der Sorge zurücklassen wird, und dazu gehöre ich auch, müssen wir anerkennen, das die Geschworenen gesprochen haben."

Biden forderte die Bürger auf, ihre Reaktionen zu dem Urteil friedlich und in Einklang mit dem Gesetz auszudrücken. "Gewalt und die Zerstörung von Eigentum haben in unserer Demokratie keinen Platz", erklärte er. Er habe dem Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers, jegliche Unterstützung der Bundesregierung zur Einhaltung der öffentlichen Sicherheit zugesagt.

(APA/dpa/Reuters)

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