Die vierte Welle endet, die fünfte steht vor der Tür. In Wien wurde am Samstag unter Führung der FPÖ laut demonstriert.
Offiziell ist der Lockdown mit diesem Wochenende vorbei – Experten sprechen aber schon jetzt nur von einer „kurzen Atempause“. Die Corona-Kommission hat wieder getagt, ihre Prognosen sind düster.
Die Infektionszahlen konnten durch die Maßnahmen zwar kurzfristig gedrückt werden, die Belegung auf den Intensivstationen ist aber noch immer hoch. Ein oberösterreichischer Vertreter sagte bei der internen Sitzung, dass derartig viele Operationen verschoben wurden, dass es fraglich sei, ob man sie überhaupt noch nachholen könne.
Wien hatte zuletzt Patienten aus anderen Ländern übernommen, weil die Lage in der Hauptstadt vergleichsweise deutlich besser war. Dass nun die westlichen Bundesländer trotz hoher Infektionszahlen und kaum Intensiv-Kapazitäten breit öffnen, stößt in der Hauptstadt auf wenig Verständnis. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker stellte zuletzt klar, dass man nicht mehr gewillt sei, Gastpatienten aufzunehmen.
Delta beschäftigt das Land also intensiv weiter – und Omikron ist auf dem Vormarsch. Ab der zweiten Jännerhälfte rechnen die Experten mit ersten Auswirkungen bis hin zu deutlichen Beeinträchtigungen durch Omikron. Laut Gesundheit Österreich ist es möglich, dass zu diesem Zeitpunkt die Auslastung auf den Intensivstationen noch zu hoch ist, um eine neuerliche Infektionswelle bewältigen zu können. Omikron gilt als deutlich ansteckender als Delta – noch ist die Frage offen, ob die Erkrankungen auch schwerer sind. Erste Ergebnisse aus Südafrika zeigen zwar viele milde Verläufe, allerdings ist die Bevölkerung dort im Schnitt deutlich jünger als in Europa. Experten gehen davon aus, dass Omikron vor allem für Ungeimpfte sehr gefährlich werden könnte. Auch Geimpfte sind nicht vor der Krankheit gefeit, zumindest, wenn sie nur doppelt geimpft sind. Mit dem dritten Booster-Shot zeigen Laborexperimente bessere Immunantworten. Es gilt als wahrscheinlich, dass dennoch eine Adaptierung des Impfstoffs nötig wird. Die Politik drängt angesichts der neuen drohenden Gefahr, sich schnell den dritten Stich zu holen. Die SPÖ schlägt als Anreiz einen 500-Euro-Gutschein vor, für jeden, der sich impfen lässt. Das Gesundheitsministerium winkt aber ab.
Protest. Am Samstag sammelten sich in Wien wieder Zigtausende um gegen die Covid-Maßnahmen zu demonstrieren. Der Protest wurde von der FPÖ organisiert. Dort sprach etwa der Abgeordnete Martin Hauser. Er behauptete, dass es eine Lüge sei, dass Impfungen schwere Erkrankungen und Tod vermindern würden. Er zitierte eine Harvard-Studie, die belegen soll, dass es keinen Zusammenhang zwischen Impfquote und Infektionen gibt. Beides ist schlicht falsch.
Generalsekretär Michael Schnedlitz gab dann den Einpeitscher für Parteichef Herbert Kickl, nannte die Regierung „Großkopferte“ und skandierte „Wir sind das Volk“. Kickl sprach von einer „Karikatur einer Bundesregierung“, bezeichnete den neuen Kanzler Karl Nehammer als „Möchtegernfeldwebel“. Und versprach den Demonstranten, die Regierung zu Fall zu bringen. Er stellte sich dieses Mal auch klar gegen Impfungen: „Beim Impfen kannst wie bei der Mafia nimmer aussteigen.“ Schlussendlich sagte er Richtung Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, dass sie nur „Mist im Kopf“ habe. Sie hatte ihm in einem Interview mit „Ö1“ vorgeworfen, mittlerweile „Blut an den Händen“ zu haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2021)