Geldpolitik

Japans Notenbank fährt Krisenhilfen zurück

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Angesichts unerwünscht niedriger Inflation hält die Notenbank Japans eisern am Niedrigzins fest.

Angesichts unerwünscht niedriger Inflation hält die Notenbank Japans eisern am Niedrigzins fest und fährt lediglich ihre Pandemie-Hilfen 2022 etwas zurück. Das kurzfristige Zinsziel der Bank of Japan (BoJ) bleibt bei minus 0,1 Prozent und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei 0 Prozent, entschieden die Währungshüter am Freitag. Anders als in vielen anderen Industriestaaten ist die Inflation in der Pandemie nicht über das Ziel der Notenbank hinausgeschossen.

Vielmehr versucht die BoJ, für mehr Preisauftrieb in dem lange von einer konjunkturschädlichen Deflation befallenen Land zu sorgen. Bisher mit relativ wenig Erfolg, wie Zentralbankchef Haruhiko Kuroda einräumt: Sie stecke nahe null Prozent fest und sei damit weit unter der Zielmarke der BoJ von zwei Prozent: "Das Erreichen unseres Ziels wird noch einige Zeit benötigen."

Dass die BoJ bei ihrer lockeren Linie bleibt, ist daher für NordLB-Analyst Tobias Basse nicht verwunderlich: "Während eine steigende Zahl von Notenbanken in anderen Währungsräumen eine Straffung ihrer geldpolitischen Ausrichtung einzuleiten beginnen - und zum Beispiel in Großbritannien und Norwegen bereits die Leitzinsen angehoben wurden - spielt man in Tokio weiter auf Zeit." Ebenfalls nicht völlig überraschend seien die Entscheidungen zum Sonderprogramm zur finanziellen Unterstützung der japanischen Unternehmen in der Coronavirus-Krise gekommen. "Hier hatte es aufgrund der bisherigen Pläne zu einem Auslaufen dieser Maßnahme im März 2022 einen recht akuten Handlungsbedarf gegeben", so der Experte. Die Währungshüter in Tokio hatten im Juni beschlossen, das 2020 aufgelegte Notfall-Programm zur Erleichterung der Kreditvergabe an finanzschwache Firmen über September hinaus um ein halbes Jahr auszudehnen.

Wohl auch aufgrund der neuen Omikron-Variante des Virus habe die Notenbank nun beschlossen, dieses Programm länger beizubehalten, so Basse. Es soll nun Wertpapierkäufe bis September 2022 geben, die aber ab April 2022 zurückgefahren werden - und zwar auf Vorkrisen-Niveau.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat jüngst beschlossen, ihr großes Pandemie-Programm namens PEPP im März auslaufen zu lassen und danach Anleihenkäufe über ein kleineres Programm fortzusetzen, um die Wirtschaft weiter zu stützen. Die US-Notenbank ist hingegen angesichts der stark steigenden Inflation und des robusten Arbeitsmarkts der Ansicht, dass die Wirtschaft der Konjunkturstützen bald nicht mehr braucht. Sie stellt ihre Anleihenkäufe voraussichtlich ab März komplett ein und signalisiert mehrere Zinserhöhungen für nächstes Jahr. Davon ist die Notenbank in Tokio wohl noch sehr weit entfernt, wie Ökonom Marcel Thieliant vom Analysehaus Capital Economics meint: "Das Fazit lautet, dass die Bank of Japan unter den wenigen Notenbanken bleiben wird, die ihre Geldpolitik in absehbarer Zukunft nicht straffen werden."

(APA)

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