Mit Christian Riener leitet künftig ein Österreicher die EU-Ausbildungsmission in Mali, wo Jihadisten wüten und vielleicht auch Putins private „Schattenarmee“ mitmischt. Der Brigadier macht sich keine Illusionen: „Wir werden in sechs Monaten nicht die Welt retten.“ Ein virtuelles Treffen.
Vor 14 Tagen hat Christian Riener noch nachts bei minus sechs Grad in Niederösterreich Wildschweine gejagt. Jetzt ist der Brigadier und Hobbyjäger auf der Videoleinwand aus der Region um Mopti im Sahel-Staat Mali zugeschaltet. Mehr als 4000 Kilometer trennen ihn von der Heimat. Mehr als 40 Grad beträgt der Temperaturunterschied. So erzählt er es. Die Lage in Mali ist heiß. In jeder Hinsicht. Kurz nach Mopti beginnt die „rote Zone“, also der Zentralraum von Mali, wo die Situation zurzeit „am gefährlichsten“ ist, wo Jihadisten ganze Landstriche kontrollieren und Orte mit Terror überziehen. Österreichs Kontingent in dem 20-Millionen-Einwohner-Staat umfasst bald 70 Soldaten, die besten von ihnen, die Elitesoldaten des Jagdkommandos, kommen nahe an der „roten Zone“ zum Ausbildungseinsatz.
Riener, markanter Schnurrbart, goldrandige Brille, wird heute in Malis Hauptstadt Bamako zum Kommandanten der European Union Training Mission in Mali (EUTM) ernannt. Sechs Monate lang wird er den Ausbildungseinsatz mit rund 1000 Soldaten aus 25 Staaten führen. Eine Ehre auch für Österreich, deren hohe Vertreter sich deshalb zur Zeremonie in Bamako angesagt hatten. Aber daraus wurde nichts. „Wir wären ja gern vor Ort gewesen“, sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). „Das hätte auch verhindert, dass ich hier mit Halskrause sitze.“ Die Ministerin war morgens Opfer eines Auffahrunfalls. Aber die Coronalage ließ den Mali-Besuch nicht zu. Tanner sitzt im strategischen Lagezentrum im Ministerium an der Roßauer Lände. Wer hierhin will, muss das Handy in den Spind sperren. Eine sichere Leitung verbindet sie und die Handvoll Journalisten mit Riener.