Kunstmarkt

„Lost Leonardo“: Egos und Träume

Ein langer Dokumentarfilm schafft es, dem Kunstbetrieb einige Momente der Wahrheit abzuringen: Anhand des Wahnsinn um Leonardos 450-Millionen-„Salvator Mundi“.

Es gibt in unserer Zeit keinen besseren Kunststoff für einen Kinofilm als dieses Gemälde: der „Salvator Mundi“ rettet hier in seiner christlichen Symbolik die ganze Welt, die er als Glaskugel in der Hand trägt. Blickt man in diese wie durch ein Brennglas, sieht man auch die Zerstörung, die der Handel und die Diskussionen rund um dieses Bild, das Leonardo da Vinci gemalt haben soll, seit seinem überraschenden Auftauchen 2011 gebracht haben: Nie traten Gier und Macht, die den Kunstbetrieb beherrschen, unangenehmer hervor.

Der Dokumentarfilm des dänischen Regisseurs Andreas Koefoed zeichnet die Geschichte des teuersten bisher versteigerten Kunstwerks an der Oberfläche äußerst elegant – in Frontalinterviews vor schwarzem Hintergrund, der Szenerie des Gemäldes selbst folgend – nach, weidet sich gleichzeitig aber auch kommentarlos an den hier ausgestellten Eitelkeiten. Allein, dass so viele der tatsächlichen Protagonisten und Protagonistinnen in diesem Spiel bereit waren, sich vor eine Kamera zu stellen, um dort teils unglaublich unverstellte Einblicke in ihre Geschäfte mit der Kunst zu geben, seien diese akademischer, rein kommerzieller oder gar sentimentaler Natur, ist schon entlarvend.

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