Literaturpreis

Literaturpreis der Stiftung Würth geht an Annie Ernaux

Annie Ernaux erhält den Literaturpreis der Stiftung Würth.
Annie Ernaux erhält den Literaturpreis der Stiftung Würth.(c) 2008 Ulf Andersen
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Die Französin Ernaux bekommt den Literaturpreis der Stiftung Würth - für ihre  Unerschrockenheit und ihren Blick auf Gesellschaft und kollektives Gedächtnis.

Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux erhält den 13. Würth-Preis für Europäische Literatur. Die 81-Jährige werde „für die Unerschrockenheit, mit der sie ihre Erfahrung in ihrer Autofiktion protokolliert, und für die Klarheit ihres Blickes auf Gesellschaft und kollektives Gedächtnis“ ausgezeichnet, würdigte die Jury die Preisträgerin am Dienstag. Die Stiftung Würth verleiht die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung im Frühjahr 2022 in Künzelsau.

Individuelles und kollektives Gedächtnis

Ernaux, die sich als „Ethnologin ihrer selbst“ bezeichne, widme sich Fragen zu den unsichtbaren Klassenschranken in Europa, heißt es in der Begründung weiter. Ihr preisgekrönter Roman „Les années“, auf Deutsch „Die Jahre“, verarbeitet ebenfalls autobiografische Erfahrungen ihrer Kindheit im Arbeitermilieu der Nachkriegszeit, stellt diese allerdings als kollektive Erfahrung einer ganzen Generation dar. Ernaux befasse sich zudem mit den Eingriffen des Staates ins Private und den Erfahrungen einer Frau, die sich nicht mit ihrem von der Gesellschaft zugedachten Platz zufriedengebe.

Zuletzt erschien Ernauxs Roman „Das Ereignis“ im zu Ende gehenden Jahr auf Deutsch. Darin beschreibt sie, wie die Studentin Annie Ernaux 1963 schwanger wird. In einer Zeit und einem Land, in dem Abtreibung verboten ist, versucht sie, das in ihr heranwachsende Kind nicht zu bekommen. Der Text war auch Vorlage für den heirigen Eröffnungsfilm der Viennale „Das Ereignis“. „Die Erfahrung von Entmündigung, Ohnmacht und Angst, die Ernaux' Text widerspiegelt, ist zeitlos gültig“, urteilt die Jury des Würth-Preises, der alle zwei Jahre vergeben wird. Im Jahr 2020 war der israelische Schriftsteller David Grossman mit dem Preis ausgezeichnet worden.

(APA/red)

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