Sport-Club

Eine schweißtreibende Angelegenheit

Sich einfach treiben lassen, nicht denken müssen, Kopf frei kriegen? Erst im Park. Aber auch nur für kurze Zeit.
Sich einfach treiben lassen, nicht denken müssen, Kopf frei kriegen? Erst im Park. Aber auch nur für kurze Zeit.Schechtner
  • Drucken

Gemütlich durch Bangkok joggen? Kommt einem doch gleich verdächtig vor.

Eine fremde Stadt lässt sich doch am besten zu Fuß erkunden. Und ein Urlaub mit dem beginnen, was man gerne macht. Der Wecker ist also auf 07.00 Uhr gestellt, die Laufmontur liegt bereit. Von einer entspannten Morgenrunde kann man an dieser Stelle aber nicht reden. Statt mit klarem Kopf kam man schweißgebadet zurück. Dafür aber mit vielen neuen Eindrücken.

Schon in den frühen Morgenstunden herrscht in Bangkoks Straßen ein buntes Treiben. Die Street Food Stände sind gut besucht, der Duft nach gebratenen Nudeln und Garnelen durchströmt die Stadt. Tuk Tuks hupen, eine Horde Mopeds hält sich nicht an Rot. Die Touristin wird fast überrollt, schaut zu viel und verläuft sich schnell. War dieser Park auf Google Maps nicht nur ein paar Häuserblocks entfernt? Man irrt durch die mittlerweile 24 Grad heiße Stadt. Straßennamen in fremder Schrift und Sprache, missverständliche Verkehrsschilder, rudimentäres Englisch: Nichts davon eine große Hilfe. Man keucht und schnauft, verteufelt die Maske, die in Thailand auch im Freien zu tragen ist und mittlerweile feuchtwarm über dem Mund klebt. Dann kommt man endlich im Park an. Davor wird einem noch ein kleines Gerät an die Stirn gesetzt, Fieber gemessen. Hoffentlich hat der vorangegangene Hürdenlauf einem nicht die Temperatur nach oben getrieben.

Und dann kann man sich endlich wirklich einfach treiben lassen, hört Musik, bestaunt die grüne Oase inmitten der hektischen Großstadt, beobachtet Gruppen beim Yoga, andere beim Qigong. Denkt an die kalte Heimat. Und ist plötzlich irritiert: Warum sind denn alle um einen herum erstarrt? Wieso bekommt man verachtende Blicke zugeworfen? Und weshalb bitte ist man die einzige, die sich noch bewegt? Man hält also inne, reißt sich die Kopfhörer herunter, hört aus den Lautsprechern: die Nationalhymne. Es ist 8.00 Uhr, natürlich. Man macht, was man zu tun hat, richtet seinen Blick ebenfalls zum Himmel und lauscht ehrfurchtsvoll den Klängen der Melodie. Und denkt sich insgeheim: Schon lange war das Laufen nicht so anstrengend wie heute.

E-Mails an: barbara.schechtner@diepresse.com

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.