Na geh bitte, sagt die Mutter eines kleinen Bu ben. Playmobil ist meinem Sohn viel zu fad, ohne Gameboy läuft da nichts. Spiderman, Men in Black, Da Vinci Code, das ist Programm. Und deine? Danke der Nachfrage, meine sind neun und sieben, lieben Playmobil, kennen Spiderman nur vom Hörensagen, haben - ja, wirklich! - noch immer kein Handy, keinen eigenen Computer, keine Playstation, keinen Gameboy, dürfen meist nur am Wochenende fernsehen und auch dann nur Kinderprogramm. Weil: Nein, der Fernseher ist nicht unsere Omi auf vier Rädern. Darf also ruhig abgeschoben werden. Verstehe, sagt die Mutter des Buben, ziemlich anachronistisches Erziehungsmodell. Weiß ich eh. Mein Sohn macht mich regelmäßig darauf aufmerksam: "Mami, alle haben ein Handy." Nicht alle, aber EU-weit ein Viertel seiner Altersgenossen.
Die FAZ hat eine Studie veröffentlicht, wonach im Ruhrgebiet fast die Hälfte der 10-jährigen Mädchen und 63% der Buben einen eigenen Fernseher haben, dazu Spielkonsolen (27%/56%), eigene Computer (44%/52%). Weil "multitasking" cool und lässig ist, surft jeder dritte 6- bis 7-Jährige im Internet, viele gehen allein auf die Info-Reise. Super. Wissen ist Macht. (Selbst viele Erwachsene verwechseln Informationszugang mit Wissen.) Kinder schauen, so viel sie können. In den USA sind es durchschnittlich 32.000 Morde, 40.000 Mordversuche und 200.000 Gewalttaten, die ein Kind im Laufe der Schulkarriere im Fernsehen miterlebt. Fernsehen macht Kinder dumm, krank und möglicherweise tot (Übergewicht, Bluthochdruck, Altersdiabetes); es gefährdet die Menschenwürde, beeinträchtigt das Leben und begünstigt Hass, Aggressivität, Krankheit und Tod. Computerspiele und Internet erledigen den Rest - behauptet der Hirnforscher Manfred Spitzer in "Vorsicht Bildschirm" (Ernst Klett Verlag). Die Stiftung Kindergesundheit diagnostiziert verzögerte mentale Entwicklung. Also: Lesen statt Fernsehen? Ziemlich anachronistisch. Aber gut fürs Hirn. Gourmetmenü statt Fastfood. Guten Appetit!
Die Autorin ist Journalistin und Medienberaterin.