Boris Johnson verlor mehrere Mitarbeiter, darunter eine langjährige Vertraute. Bei den Tories wächst die Nervosität.
London. Die Party-Affäre um Boris Johnson nimmt fast täglich neue Wendungen. Anfang der Woche hatte es noch so ausgesehen, als sei der britische Premier wieder etwas sicherer auf seinem Posten. Zwar hatte der interne Untersuchungsbericht harsche Kritik geäußert, aber nicht hart genug, um ein Misstrauensvotum gegen Johnson anzustoßen.
Wenige Tage später erschüttert eine Reihe von Rücktritten die Regierung: Am Donnerstag schmissen gleich vier Mitarbeiter aus seinem engeren Kreis hin. Medien sprachen vom „Schwarzen Donnerstag“. Am Freitag folgte eine weitere Demission einer politischen Beraterin. Damit ist in Downing Street 10 auf einmal wieder Krisenstimmung ausgebrochen.
Der schwerste Schlag für Johnson ist der Rücktritt seiner politischen Chefberaterin Munira Mirza. Die langjährige Vertraute stand bereits während seiner Jahre als Londoner Bürgermeister an seiner Seite. „Wenn jemand an ihn geglaubt hatte, dann war es sie“, wird ein Ex-Regierungsberater zitiert.
In ihrem Rücktrittsschreiben zog sie den Premier vor allem für eine Bemerkung zur Rechenschaft. Nach der Veröffentlichung des internen Berichts zur Party-Affäre hatte Johnson im Unterhaus alle Register gezogen, um abzulenken und die Verantwortung von sich zu weisen. Dabei beschuldigte er Oppositionschef Keir Starmer, er habe es vor über zehn Jahren versäumt, den berüchtigten Sexualstraftäter und Entertainer Jimmy Savile strafrechtlich zu verfolgen. Starmer war damals Großbritanniens oberster Staatsanwalt, hatte aber mit der Entscheidung nichts zu tun. Johnsons Attacke war ein Griff in die unterste Schublade, der viele Parteifreunde vor den Kopf gestoßen hat.