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Wie weit dürfen Olympische Spiele gehen?

News Bilder des Tages BEIJING, CHINA - FEBRUARY 4, 2022: Media representatives hold signs outside the Beijing 2022 Main
News Bilder des Tages BEIJING, CHINA - FEBRUARY 4, 2022: Media representatives hold signs outside the Beijing 2022 Mainimago images/ITAR-TASS
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Verkehrte Welt in Peking: Der Präsident des IOC verbietet den Athleten jedwede politische Meinungsäußerung. Dafür dürfen die Staatspräsidenten Chinas und Russlands ungehindert Propaganda für ihre autokratischen Regime betreiben.

Der Satz hatte Wirkung: „Die Olympischen Spiele gehören den Athleten und nicht den Politikern.“ Wer verwendete ihn als Argument? Ein Profi-Funktionär? Ein Amateur? Avery Brundage, der sich energisch dafür einsetzte, dass die USA 1936 die Olympischen Spiele in Nazi-Deutschland nicht boykottieren. Er hatte mit dem Lobbying Erfolg. So kam Adolf Hitler zur Propagandashow inklusive Teilnahme der von ihm sonst verteufelten Amis. Brundage avancierte 1952 zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees und blieb es bis 1972 – auf den mörderischen Terror von Palästinensern gegen israelische Athleten bei den Spielen in München reagierte er mit dem Slogan: „The games must go on.“

Boykott. Die Spiele gehen immer weiter, bei der Duldung autoritärer Regime oft sogar viel zu weit. Manchmal gibt es zwar zum Teil Boykotts, wie in Moskau 1980 von westlichen Ländern und in Los Angeles 1984 vom Ostblock, aber den beharrenden Kräften im IOC ist offenbar jeder recht, der bei Eröffnungen von der Tribüne winkt. Im Geiste des willigen Olympia-Vollstreckers Brundage agiert auch der aktuelle IOC-Präsident. Vor Beginn der Sportevents in China verbat Thomas Bach den Athleten erneut politische Meinungsäußerungen während der Wettkämpfe und Siegerehrungen. Sein Begründungsversuch: Wenn ein Schauspieler in einem Theater Hamlet gebe, frage ihn keiner, ob er seine politische Meinungen zum Ausdruck bringen könne: „Niemand glaubt doch, dass es eine nicht gerechtfertigte Einschränkung der Meinungsfreiheit ist, wenn man sich auf der Bühne nicht politisch äußern kann . . .“

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