Interview

Debüt an der Staatsoper: Ein Tenor aus Samoa

(c) Mark Leedom Photography ltd
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Ab Samstag singt in der Staatsoper der samoanische Tenor Pene Pati in „Anna Bolena“ den Lord Percy. Mit der „Presse“ sprach er über seine Karriere und seine Kultur.

Einen Opernsänger aus Samoa, dem Inselstaat in Polynesien, erlebt man wirklich nicht alle Tage. Doch das ist längst nicht alles, was Pene Pati von anderen abhebt. Heute ist er ein international gefragter Tenor, der zuletzt Nemorino in Paris, Alfredo in Amsterdam und Edgardo in Neapel sang. Im Frühling folgen Roméo in San Diego, Nicias in Paris, Alfredo in Berlin und im Herbst Faust in Monte Carlo. An der Wiener Staatsoper stellt sich der junge Sänger am Samstag in der Wiederaufnahme der „Anna Bolena“-Inszenierung von Eric Génovèse vor, die 2011 mit Anna Netrebko und Elina Garanča herauskam. Nun singt Pati neben Diana Damrau, Ekaterina Semenchuk und Erwin Schrott. Bis dahin, wo er heute steht, war es für ihn aber ein oft mühsamer Weg, nicht zuletzt wegen seiner Herkunft, wie er im Interview erzählt.

„Ich wusste nichts von Verdi“

Ursprünglich hatte der junge Samoaner mit Oper gar nichts zu tun, ja, er kam vielmehr auf einem höchst unkonventionellen Weg zum klassischen Gesang: „In meiner Schule mussten alle, die in der Rugby-Mannschaft waren, auch im Chor singen. Man wollte mit dem Stereotyp brechen“, sagt Pati: „Klassische Musik hatte ich davor gar nicht gekannt, aber dort lernte ich sie lieben.“ Und auch wenn er bislang Hip-Hop und R & B sang, ermutigte ihn sein Musiklehrer, in Richtung Oper zu gehen. Bei genauerer Betrachtung war die Opernwelt ihm zwar fremd, aber zugleich vertraut: „Ich wusste gar nichts von Verdi oder Donizetti und war in meiner Heimat ja denkbar weit weg von Ländern, in denen man beispielsweise Italienisch zumindest ab und zu hört, weil es in einem Nachbarland gesprochen wird. Gleichzeitig ist es in meiner Kultur so, dass Sänger durch ihre Lieder Mythen und Geschichten weitergeben – und viele Emotionen. Das hat meine Art zu singen sehr geprägt. Auf eine gewisse Weise leben wir in Samoa ein opernhaftes Leben, ohne es überhaupt zu wissen“, sagt Pati augenzwinkernd.

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