Oberes Belvedere

Quinn trifft Messerschmidt: Ernst auf ernst, ein finstres Gesicht

Belvedere, Wien/Courtesy of Marc Quinn studio
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Der britische Provokationskünstler Marc Quinn wollte seine grausigen Selbstzerfleischungsporträts den feinen Messerschmidt-Köpfen gegenüberstellen. Durfte er.

Mit den „Young British Artists“ der Neunziger ist es wie mit den „jungen, wilden“ Malern der Achtziger: Ein Label mit der Bezeichnung jung darin ist ein Dorian Grayscher Fluch. So hat der Brite Marc Quinn, der Mittwochvormittag im Oberen Belvedere so gesittet in Nobel-Jogginghose, Turnschuhen und Baseballkappe steht, auch schon 58 Jahre auf dem Buckel. Trotzdem kommt keine seiner Vorstellungen, diesmal durch Belvedere-Direktorin Stella Rollig, ohne die Erwähnung dieser vergangenen Jugend aus. Als ein Damien Hirst mit seinem eingelegten Haifisch, eine Tracey Emin mit ihrem zerwühlten Lotterbett und eben dieser Marc Quinn mit seinem Kopf, gemeißelt aus fünfeinhalb Liter seines gefrorenen Blutes, den willigen Kunstmarkt rockten, wie man damals wohl noch sagte.

Dieses DNA-haltige Selbstporträt war einst im Essl-Museum ausgestellt, wie überhaupt einiges von Quinn über die Sammlung Essl (respektive Haselsteiner) in Albertina-Besitz überging, darunter auch eine der kontroversiellsten Arbeiten des Bildhauers. Nicht seine Marmorstatue der nackten, schwangeren, ohne Arme geborenen Künstlerin Alison Lapper, die 2005 auf dem „Vierten Sockel“ des Trafalgar Squares in London prangte. Auch nicht jene der peinlich verrenkten Kate Moss, die ebenfalls durch die Medien ging (ein bezeichnendes Merkmal von Quinns Kunst). Sondern die lebensgroße Bronze des Abu-Ghraib-Folteropfers.

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