In Zams setzte sich der Kandidat der SPÖ durch. Die Corona-Maßnahmenkritiker der MFG konnten bei den Gemeinderatswahlen teils Achtungserfolge erzielen. Neos verloren Bürgermeister.
In 273 von 277 Tiroler Gemeinden wurde am Sonntag gewählt. Nicht dabei war zwar die Hauptstadt Innsbruck, aber der Urnengang im schwarzen Kernland war trotzdem über die lokale Bedeutung hinaus von Interesse. Es waren die ersten großflächigeren Wahlen, seit sich der frühere ÖVP-Chef Sebastian Kurz nach Korruptionsvorwürfen aus der Politik zurückgezogen hat. Die ÖVP hielt in Tirol bisher 232 Ortschefs, wenngleich im „heiligen Land“ Zuschreibungen der lokalen Kandidaten dadurch erschwert sind, dass sie auf kommunaler Ebene oft als Bürger- und Namenslisten ohne Parteibezeichnung auftreten.
Und auch das Abschneiden der Corona-Maßnahmenkritiker von der MFG wurde nach deren letzten Erfolgen bei der oberösterreichischen Landtagswahl (sechs Prozent) oder auch im niederösterreichischen Waidhofen/Ybbs (17 Prozent) mit Spannung erwartet. In Tirol trat die neue Partei in 50 Gemeinden und mit 22 Bürgermeisterkandidaten an. So schnitt die MFG etwa in Schwoich stark ab (knapp 20 Prozent), in Angerberg kam sie sogar auf 23 Prozent, in mehreren Orten gelang ihr der Einzug in den Gemeinderat.
Mit den Neos verlor eine andere Kleinpartei in der Gemeinde Mils ihren ersten Bürgermeister überhaupt. Amtsinhaber Markus Moser musste sich knapp dem ÖVP-nahen Kandidaten Bernhard Schöpf geschlagen geben. Moser, Sohn des schon zuvor amtierenden Bürgermeisters Gebhard Moser, war seit 2010 Dorfchef und 2017 den Neos beigetreten.
In der im Zuge der Coronapandemie besonders in die Negativschlagzeilen geratenen Tourismusmetropole Ischgl ist der dortige Bürgermeister Werner Kurz wiedergewählt worden, er war freilich der einzige Kandidat. Und seine Liste verlor beträchtlich und rutschte von 66,74 Prozent auf nunmehr 33,88 Prozent bzw. von neun auf fünf Mandate ab. Stärkste Gruppierung wurde die neue „Liste B'sinna - B'sinna“.
Erfolg für Georg Dornauer
In Sellrain war Amtsinhaber Georg Dornauer – er ist auch Tiroler SPÖ-Chef – der einzige Bürgermeisterkandidat. Mit seiner Gemeinderatsliste legte der auf Bundesebene öfter mit Kritik an der Parteiführung auffallende Tiroler aber von knapp 36 auf 67 Prozent zu. Heuer traten in Dornauers Gemeinde aber nur zwei statt wie bisher drei Listen an.
In Zams, der Heimatgemeinde von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), setzte sich bei der Bürgermeisterwahl der SPÖ-Landtagsabgeordnete Benedikt Lentsch durch. Lentsch lag mit 50,5 Prozent bzw. 21 Stimmen Vorsprung vor dem schwarzen Amtsinhaber Dominik Traxl, der erst seit Kurzem als Bürgermeister amtierte.
In Gramais, der mit 41 Bewohnern kleinsten Gemeinde Österreichs, wird mit Stefanie Krabacher künftig eine Frau die Geschicke des Ortes leiten. Eine Überraschung ist das aber nicht, denn ihre „Gramaiser Liste“ hatte keine Gegenkandidaten. In der wiederum kleinsten Stadt Österreichs, Rattenberg, konnte FPÖ-Bürgermeister Bernhard Freiberger seinen Chefsessel verteidigen.
Insgesamt waren am Sonntag 505.752 Tiroler wahlberechtigt. Es traten 856 Listen und 562 Bürgermeisterkandidaten an, 3650 Mandate in Gemeinderäten wurden vergeben. Schafft kein Ortschefkandidat im ersten Durchgang bei der Direktwahl eine absolute Mehrheit, erfolgt am 13. März noch eine Bürgermeisterstichwahl. In eine solche muss etwa der Bürgermeister der Bezirkshauptstadt Imst, Stefan Weirather. Der ÖVP-Landtagsabgeordnete kam bei sechs Gegenkandidaten nur noch auf 45,3 Prozent. Seine Kontrahentin in der Stichwahl ist Andrea Jäger von der Liste „IFI - Initiativ für Imst“. Die Direktwahl des Bürgermeisters hat in Tirol bereits eine lange Tradition, das erste Mal war sie im Jahr 1992 möglich.
Testlauf für Landtagswahl
Die Gemeinderatswahlen galten auch als Testlauf für die in rund einem Jahr stattfindende Tiroler Landtagswahl. Innsbruck mit seinem Bürgermeister Georg Willi wählt planmäßig erst 2024 einen neuen Gemeinderat.