Er bedauere den Wirbel um ihn, so der türkische Diplomat. Sonst hielt er sich sehr zurück. Mit seinen Aussagen habe er lediglich eine Integrationsdiskussion anregen wollen.
[Wien/Duö]Eine bessere Publicity kann man sich nicht wünschen. Gestern, Donnerstag, eröffnete der türkische Botschafter Kadri Ecvet Tezcan die Wirtschaftsmesse „ecoMigra“ – und sorgte mit seinem Auftritt für regen Andrang im Wiener Messezentrum. Journalisten und türkische Geschäftsmänner stolperten übereinander, bei Blitzlicht und Lärm wurde sogar Tezcans Security zur Seite gedrängt.
Dabei zeigte sich der Botschafter ganz unbeeindruckt, schüttelte Hände und betonte einmal mehr, dass er den Wirbel um ihn bedauere. Er habe lediglich eine Integrationsdiskussion anregen wollen. Ansonsten hielt er sich mit Statements zur causa prima zurück – erst vergangene Woche hatte Tezcan mit einem „Presse“-Interview für Furore gesorgt. So attestierte er den Österreichern, sich nur im Urlaub für andere Kulturen zu interessieren.
Den austro-türkischen Unternehmern hingegen attestierte er am Donnerstag die Funktion als „Brückenbauer“ und hob die ecoMigra-Messe für wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen – die vom türkischen Verein UETD mitorganisiert wurde – als Erfolgsstory hervor. „Türken leben seit 35, 40 Jahren in diesem Land und haben bereits eine Messe“, so Tezcan.
Lauter Applaus für Tezcan
Lediglich die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) sprach die Botschafter-Debatte an, wenn auch nicht direkt. In ihrer Eröffnungsansprache plädierte sie dafür, die Integrationsdebatte auf sachlicher, nicht auf emotionaler Ebene zu führen. Applaus für Frauenberger, lauter Applaus für Tezcan – und anschließend ein Rundgang durch die Messe. So sprach der Botschafter – wiederum in Begleitung von vielen Journalisten – mit einem Hersteller von Steinöfen, während zeitgleich im Nationalrat über den Botschafter gesprochen wurde. Dort forderten FPÖ und BZÖ erneut die Abberufung des türkischen Botschafters.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2010)