Gut möglich, dass Putin mit der Drohung, Gas nur für Rubel zu liefern, blufft. Trotzdem ist Vorsicht angesagt. Für die EU käme der kalte Gas-Entzug zu früh.
Die mutige Abwehrschlacht der Ukrainer gegen den russischen Aggressor hat offenbar Europas Kampfgeist geweckt. Unerwartet scharf wies die EU-Kommission Wladimir Putins Forderung zurück, wonach der Westen ab diesem Donnerstag russisches Gas nur noch in Rubel bezahlen sollte. Brüssel und die sieben größten Industrienationen wollen ihre eigenen Sanktionen gegen Putins Regime nicht unterlaufen und so dessen Krieg in der Ukraine finanzieren. Stattdessen bereitet sich Europa auf einen Stopp der Gaslieferungen vor und hofft, dass Putin blufft.
Die Chancen, dass diese Taktik aufgeht, stehen gut. Sein wichtigstes Ziel hat der russische Präsident mit dem Ultimatum schließlich schon erreicht: Der Rubel legte in den letzten Tagen kräftig an Wert zu, der Kaufkraftverlust der russischen Bevölkerung ist vorübergehend gestoppt. Und auch die Erfahrung von anderen Putin-Drohungen der letzten Tage gibt Hoffnung. Erst kürzlich hat der Kreml-Chef angekündigt, Staatsanleihen, die in US-Dollar ausgegeben wurden, in Rubel zurückzahlen zu wollen. Letztlich überwies Moskau dann doch Dollar, nachdem Ratingagenturen klargemacht hatten, dass eine Zahlung in Rubel als Staatspleite zu werten sei. Am Mittwoch gestand der Kreml zudem ein, dass es länger dauern werde, bis die Zahlung von Gas in Rubel tatsächlich ins Laufen komme. Auch ein Versiegeln der Gasquellen ist für das Land nicht ohne Weiteres möglich. Die Angst, dass an diesem Donnerstag der Gashahn zugedreht wird, ist also unbegründet.