Wolodymyr Selenskij sorgte kurz für Ergriffenheit. Ansonsten stand die Gala, die heuer in Las Vegas stattfand, im Zeichen der Wiederbesinnung auf traditionelles Musizieren.
Lay down, soldiers, lay down those weapons, let peace rush in“, formulierte John Legend so naiv wie schön: Mit seiner neuesten Pianoballade „Free“ rührte er die Grammy-Festgesellschaft genau im richtigen Tonfall. Das Klavier perlte edel, sein heiserer Tenor herzte. Er trug monochromes Blitzblau, über ihm waren zwei ukrainische Flaggen platziert, ukrainische Künstlerinnen ornamentierten seinen Vortrag mit Lautenspiel und Gesang. Kriegsbilder illustrierten den Liedtext, Grauen vermischte sich mit Kitsch.
Vor Legends Auftritt durfte Wolodymyr Selenskij ein (vorbereitetes) Statement abgeben. Anders als bei „Yes We Care“ in Wien war dieses nicht von Musik untermalt. Der Präsident nahm die Gelegenheit wahr, um die tragischen Ereignisse in neuen Metaphern zu erzählen. „Unsere Musiker tragen jetzt schusssichere Westen statt Fracks. Sie singen für die Verwundeten in den Krankenhäusern. Und sogar für jene, die sie gar nicht hören können. Aber die Musik wird auch sie irgendwie erreichen.“ Selenskij beschwor die Kraft der Musik und der Freiheit. Er tat es ganz so, wie er es als gelernter Schauspieler kann: in Hollywood-Manier. Im schlichten militärgrünen T-Shirt, dafür mit großem Stimmcharisma hob er an: „Wir verteidigen unsere Freiheit. Um zu leben. Um zu lieben. Um zu klingen. Wir kämpfen auf unserem Territorium gegen Russland, das mit seinen Bomben grauenhafte Stille bringt. Tödliche Stille. Füllen Sie diese Stille mit Musik!“