Rücktritt

Orozco-Estrada tritt als Chefdirigent der Wiener Symphoniker zurück

Dirigent Andres Orozco-Estrada im Mai 2021.
Dirigent Andres Orozco-Estrada im Mai 2021. Clemens Fabry
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Der Kolumbianer Orozco-Estrada gab am Dienstag seinen sofortigen Rücktritt als Chefdirigent bekannt. Grund dafür seien „unüberwindbare Differenzen mit dem Intendanten des Orchesters“.

Andrés Orozco-Estrada tritt zurück: Der Chefdirigent der Wiener Symphoniker hat am Dienstag bekannt gegeben, sein Amt mit sofortiger Wirkung nicht mehr ausüben zu wollen. Der kolumbianische Dirigent, geboren 1977 in Medellín, und das Orchester sähen, so Orozco-Estradas Agentur, „keine weitere gemeinsame künstlerische Basis für eine längerfristige Zusammenarbeit“. In derselben Mitteilung gab der Dirigent seiner „Dankbarkeit für die bis jetzt gemeinsam erlebten Momente und das Vertrauen der Stadt Wien“ Ausdruck.

Er wünsche „den Wiener Symphonikern für die zukünftige Arbeit alles Gute“, beendet der Dirigent sein kurzes Statement. Als Grund für den sofortigen Rücktritt von seinem Posten, den er zu Beginn der Saison 2020/21 angetreten hatte, nannte Orozco-Estrada wörtlich „lang anhaltende und unüberwindbare Differenzen mit dem Intendanten des Orchesters, die trotz kontinuierlicher Versuche nicht aus dem Weg geräumt werden konnten“.

Intendant bedauert die Entscheidung

Der Rücktritt könnte als unmittelbare Reaktion auf die kürzlich erfolgte Entscheidung des Orchesters gesehen werden, den Vertrag mit Orozco-Estrada nicht über 2024/25 hinaus zu verlängern. Symphoniker-Intendant Jan Nast – er hat sein Amt erst nach der Ernennung Orozco-Estradas angetreten – meinte in einer ersten Stellungnahme: „Wir bedauern die Entscheidung von Andrés Orozco-Estrada außerordentlich und hätten die Zusammenarbeit gern bis zum Ende seiner offiziellen Amtszeit fortgesetzt.“

Die Planungsarbeiten für die kommenden Spielzeiten sind weit gediehen. Nast: „Gemeinsam mit ihm hatten wir bereits großartige Projekte entwickelt und geplant.“ Orchestervorstand Thomas Schindl ergänzt: „Die Musiker und Musikerinnen haben sich in einer Orchesterversammlung Ende März gemäß den Statuten gegen eine Verlängerung des bestehenden Vertrags ausgesprochen und diese Entscheidung dem Intendanten mitgeteilt.“ Diese Entscheidung haben die zuständigen Stellen akzeptiert: Intendant Jan Nast und Wiens Kulturstadträtin, Veronica Kaup-Hasler, die über die Verträge zu bestimmen haben, entschlossen sich dazu, der Entscheidung des Orchesters zu folgen.
Jan Nast über die unmittelbare Zukunft der Wiener Symphoniker: „Wir werden als Orchester nun in Ruhe überlegen, wie wir mit den geplanten Konzerten mit Andrés Orozco-Estrada umgehen.“ Die von Orozco-Estrada in der Öffentlichkeit geäußerten „Differenzen“ hat der Intendant so nicht wahrgenommen: „Ich bedauere sehr, dass Andrés Orozco-Estrada sein Orchester so kurzentschlossen verlässt.“ Und weiter: „Da wir in den letzten Jahren konstruktiv mit vielen Dirigentinnen und Dirigenten zusammengearbeitet haben, werden die kommenden Konzerte – besonders ,Frühling in Wien‘ – wie geplant stattfinden."

Markus Poschner für „Frühling in Wien“

Gerade das österliche Frühlingskonzert gilt als wichtiges Aushängeschild der Symphoniker. Traditionsgemäß wird es auch heuer von ORF III übertragen (17. April). Auf dem Programm stehen neben Werken der Wiener Strauß-Dynastie Ausschnitte aus dem Cellokonzert von Friedrich Gulda mit dem Solisten Kian Soltani. Diesfalls hat das Orchester rasch prominenten Ersatz gefunden: Markus Poschner, Chefdirigent des Linzer Bruckner-Orchesters, wird übernehmen.

(APA)

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