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„Wir nutzen Umbrüche als Chance!“

Wolfgang Kaps, Geschäftsführer Sanofi Österreich und Schweiz.
Wolfgang Kaps, Geschäftsführer Sanofi Österreich und Schweiz.(c) Sanofi/Katharina Schiffl
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Im Gespräch. Wolfgang Kaps, Geschäftsführer des Gesundheitsunternehmens Sanofi Österreich und Schweiz, über die Rahmenbedingungen für Innovationen, die Zukunft der Branche und die Rolle der Industrie im Kampf gegen den Klimawandel.

Sanofi hat seit heuer eine neue Unternehmensmarke, die für die Modernisierung und Transformation des Konzerns steht. Wie genau sieht diese Transformation aus?

Veränderung liegt uns im Blut! Schließlich blicken wir bei Sanofi stolz auf eine rund 150 Jahre alte Geschichte mit vielen Highlights. Wir waren zum Beispiel maßgeblich an der Ausrottung von Kinderlähmung beteiligt, haben Therapiestandards bei Diabetes und Herzkreislauferkrankungen gesetzt und Impfstoffe entwickelt, die jährlich Millionen von Menschen vor Influenza schützen.

Und weil wir gestern schon an morgen gedacht haben, gehören wir heute zu den weltweit führenden Gesundheitsunternehmen. Weiterentwicklung und die Übernahme von Verantwortung auch in herausfordernden Zeiten sind unsere ständigen Begleiter. Seit Ende 2019 richten wir unsere Transformation neu aus – mit dem klaren Fokus auf der Entwicklung von erstklassigen Therapien und Produkten für unsere Patientinnen und Patienten. Seit Anfang dieses Jahres haben wir eine neue Unternehmensmarke, mit der wir ein starkes und sichtbares Zeichen für diese Modernisierung setzen. Unser neues Leitbild könnte daher passender nicht sein: „Wir erforschen die Wunder der Wissenschaft, um das Leben der Menschen zu verbessern.“

Sanofi versteht sich als Gesundheitsunternehmen, das über die Arzneimittelentwicklung und -herstellung hinaus Gesundheitslösungen anbietet. Welche Bereiche sind hier zentral?

Als modernes Gesundheitsunternehmen sehen wir uns vor allem in der Verantwortung, die Menschen dabei zu unterstützen, gesund zu werden oder überhaupt gesund zu bleiben. Das bedeutet, dass wir neben innovativen Therapien auch Maßnahmen zur Prävention und zur Verringerung von gesundheitlichen Risiken sowie ein breites Service für Patientinnen und Patienten bieten.

Welche Rahmenbedingungen braucht es, um innovative Therapien entwickeln zu können?

Die Erforschung innovativer Therapien ist zeit- und kostenintensiv. Immerhin betragen die Entwicklungskosten eines neuen Medikaments im Schnitt 2,2 Milliarden Euro, die Entwicklung dauert durchschnittlich 13 Jahre und nur sehr wenige Arzneimittelwirkstoffe schaffen es letztlich auf den Markt. Forschung ist allerdings nur dann möglich, wenn sich der Aufwand und das wirtschaftliche Risiko entsprechend decken. 

Im primären Fokus der lokalen Politik steht in diesem Zusammenhang meist ausschließlich die Gestaltung von Rahmenbedingungen, um Österreich als attraktiven Forschungs- und Produktionsstandort zu positionieren. Ebenso wichtig wäre es, ein Augenmerk auch auf die Gestaltung und partnerschaftliche Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen für die Medikamentenerstattung zu legen. Denn so kann ein rascher und adäquater Zugang für Patientinnen und Patienten gewährleistet werden. Allerdings haben sich die Regelungen und deren Auslegung in den letzten Jahren in Österreich eindeutig verschlechtert. Dies kann zur Folge haben, dass nicht alle innovativen Medikamente den Patientinnen und Patienten hierzulande zur Verfügung stehen. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf, um, auch im internationalen Vergleich, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Eine faire Preisgestaltung ist das Um und Auf, um Innovationen voranzutreiben und gleichzeitig leistbare Medikamente zur Verfügung stellen zu können.

Welche Schwerpunkte setzt Sanofi in den kommenden Jahren?

Wir legen einen starken Fokus auf Immunologie und Onkologie. Das sind Bereiche, in denen es immer mehr Betroffene gibt, die unter großem Leidensdruck stehen. Krankheiten des Immunsystems, wie Allergien oder Asthma oder auch Krebserkrankungen werden in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen. Die Heilungschancen haben sich bereits stark verbessert, aber es gibt noch viel zu tun! Die Präzisionsmedizin gilt hier als großer Hoffnungsträger. Sie ermöglicht eine zielgerichtete Behandlung von Patientinnen und Patienten und eine Verbesserung der Lebensqualität.

Für die Patientinnen und Patienten betreibt Sanofi im Bereich der Onkologie eine besonders komplexe, ressourcen-intensive und aufwendige Forschung.
Für die Patientinnen und Patienten betreibt Sanofi im Bereich der Onkologie eine besonders komplexe, ressourcen-intensive und aufwendige Forschung.(c) Vincent Fournier

Was können wir von Sanofi im Bereich der Impfstoffe erwarten?

So einiges! Denn unser erklärtes Ziel ist es, innerhalb von acht Jahren die Impfstoffverkäufe mehr als zu verdoppeln – genauer gesagt bis 2030. Daher haben wir im Herbst beispielsweise das Biotechunternehmen Origimm Biotechnology GmbH übernommen; ein Wiener Unternehmen, dass auf Hautkrankheiten spezialisiert ist. Darüber hinaus haben wir jüngst auch unseren Covid-19-Impfstoff zur Zulassung eingereicht. Die Studiendaten sind vielversprechend, da der Sanofi-GSK-Impfstoff eine universelle Fähigkeit zeigt, über alle Plattformen und über alle Altersgruppen hinweg zu boostern.

Und auch bei den Kinderimpfungen machen wir große Fortschritte. Die meisten Säuglinge durchleben die sogenannte RSV-Infektion – ein Virus, das die Atemorgane befällt. Wir haben einen neuen Impfansatz entwickelt, für den die Ergebnisse der klinischen Studien sehr positiv ausfallen: Die Daten zeigen, dass der Wirkstoff das Potenzial hat, einen RSV-Schutz für alle Säuglinge zu bieten und sie während der gesamten RSV-Saison mit einer einzigen Dosis zu schützen. Und das würde einen Paradigmenwechsel im Umgang mit dieser Krankheit darstellen.

Das sind nur einige Beispiele, an denen gut erkennbar ist, wie wir unser Impfgeschäft weiter stärken möchten.

Welche Rolle spielt dabei die Kooperation mit anderen Unternehmen?

Kooperation spielt eine wesentliche Rolle! Nur so können wir die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenführen und die besten Lösungen für Patientinnen und Patienten finden.

Jüngstes Beispiel Covid-19: Gerade in solchen Phasen gibt es Spielräume für Innovation. Aufgrund unserer Geschichte, mit Fusionen und Integrationen verschiedener Gesellschaften, sind wir es gewohnt, Umbrüche als Chance zu nutzen. Im gemeinsamen Kampf gegen die globale Pandemie haben wir flexibel reagiert und über 100 Millionen Dosen des Covid-19 Vakzins in unserer hochspezialisierten Produktions- und Abfüllanlage in Hoechst bei Frankfurt für Biontech/Pfizer abgefüllt. Diese Kooperation ist das perfekte Beispiel, wie gute Zusammenarbeit funktionieren kann und soll.

Mit der Konzerninitiative „Planet Mobilization“ hat sich Sanofi zum Umweltschutz verpflichtet. Wieso ist Ihnen das wichtig?

In Zeiten des Klimawandels sehen wir unsere Verantwortung als weltweit agierendes Gesundheitsunternehmen nicht nur gegenüber unseren Patientinnen und Patienten, sondern auch gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft. Wir müssen und wollen unseren Teil im Kampf gegen den Klimawandel beitragen und entsprechende Lösungen anbieten. Im Rahmen der Initiative „Planet Mobilization“ nehmen wir den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte unter die Lupe – von den Rohstoffen, die zu ihrer Herstellung verwendet werden, bis zu ihrer Verwendung und Entsorgung durch unsere Patientinnen und Patienten. Unser Ziel dabei ist es, bis 2050 klimaneutral zu sein.

Ein eigener Punkt in diesen Anstrengungen ist der Biodiversitätsschutz. Warum?

Biodiversität ist ein wesentlicher Aspekt zur Herstellung von Medikamenten. Immerhin stammen die Wirkstoffe von Arzneimitteln zu einem Löwenanteil aus der Natur. Sanofi achtet deshalb auf einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen an unseren Standorten und auf eine streng kontrollierte Nutzung von Pflanzen- und Wildtierarten bei der Erforschung neuer Medikamente. Dabei halten wir uns an die einschlägigen internationalen Regelungen wie das Nagoya-Protokoll und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt sowie an lokale Vorschriften. Dasselbe verlangen wir im Übrigen auch von unseren Lieferanten.

Sanofis Initiative „Plan Bee“ fördert die Haltung von Bienen an zahlreichen Unternehmensstandorten. Denn immerhin stammen die Wirkstoffe von Arzneimitteln zu einem Löwenanteil aus der Natur.
Sanofis Initiative „Plan Bee“ fördert die Haltung von Bienen an zahlreichen Unternehmensstandorten. Denn immerhin stammen die Wirkstoffe von Arzneimitteln zu einem Löwenanteil aus der Natur.(c) Pierre-Olivier / Capa Pictures

Messen Sie diese Maßnahmen?

Ja, definitiv, denn wir tun, was wir sagen. Wir haben ganz konkrete Ziele und Maßnahmen definiert, die bereits Wirkung zeigen: Unseren Deponieabfall wollen wir zum Beispiel an allen Standorten bis 2025 durch Recycling, Wiederverwendung und Wiederverwertung um mehr als 90 Prozent reduzieren. Von 110 Standorten haben über 70 das Ziel bereits erreicht.

Und auch die Wasserentnahme hat Sanofi seit 2015 weltweit bereits um mehr als ein Fünftel reduziert. Ein erfolgreicher Weg, der extern Anerkennung findet. Eine von S&P Global durchgeführte ESG-Bewertung zeichnet Sanofi als eines der nachhaltigsten Unternehmen weltweit aus.

Wir habe Ende März übrigens auch die erste nachhaltigkeitsbezogene Anleihe mit zwei Tranchen im Wert von 1,5 Milliarden Euro am Kapitalmarkt eingeführt. Unser Engagement ist hier daran gebunden, den Zugang zu wichtigen Arzneimitteln in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verbessern.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Pharmabranche in Zukunft?

Einerseits müssen wir mit unserem Planeten bewusst und achtsam umgehen, das ist für die gesamte Wirtschaft eine Herausforderung. Darüber hinaus haben wir neue Themen im Gesundheitsbereich, die alle Lebens- und Politikbereiche betreffen: Die Lebenserwartung der Menschen steigt, chronische, umwelt- und altersbedingte Krankheiten nehmen zu. Nicht zu vergessen die Digitalisierung, die Chancen und natürlich Risiken bietet sowie die neuen Bedürfnisse in der Arbeitswelt, auf die wir reagieren müssen.

Daher ist ein Zusammenspiel aller Beteiligten so wichtig wie noch nie! Innerhalb der letzten zwei Jahre sind alle Mitbewerber bereits so eng zusammengerückt, wie ich es noch nie gesehen habe. Das ist großartig. Sanofi vertrat schon immer die Ansicht, dass man mit Kooperation mehr erreicht, als wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht. Das macht eindeutig Lust auf mehr!

Was tut Sanofi, um Mitarbeiter anzuziehen und zu halten?

Unser „Geheimnis“ ist ganz einfach: Zuhören! In Österreich haben wir bereits vor Jahren, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, neue Wege für einen zukunftsfitten Arbeitsplatz gestaltet. Das Ergebnis: Vor über zwei Jahren haben wir die Mobile Office-Policy erfolgreich integriert. Seither profitieren unsere Kolleginnen und Kollegen von flexiblen Arbeitszeiten und -orten innerhalb Österreichs. Diese neue Dimension der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben schätzen sie alle sehr!

Wolfgang Kaps – flexibles Arbeiten in der Natur
Wolfgang Kaps – flexibles Arbeiten in der Natur (c) Sanofi/Katharina Schiffl

Darüber hinaus versteht es sich für mich von selbst, dass wir unseren Ethik-Kodex leben und Gender-Balance als Managementziel verankert haben. Mittlerweile sind über 50 Prozent unserer Führungspositionen hierzulande von Frauen besetzt sind. Damit eilen wir der globalen Konzernvorgabe seit Jahren voraus, bis 2025 im Management einen Frauenanteil von 50 Prozent zu erreichen. Eine Win-Win-Situation für alle!

ZUR PERSON

Wolfang Kaps, Geschäftsführer von Sanofi Österreich/Schweiz, ist gebürtige Hamburger und seit fast 20 Jahren im Konzern tätig:

  • 2005 – 2008: Senior Brand Manager Plavix, Sanofi Deutschland
  • 2013 – 2015: Head Multiple Sklerose, Sanofi Österreich
  • 2016 – 2019: General Manager Sanofi Genzyme Österreich 
  • Seit 2019: Geschäftsführer Sanofi Österreich
  • Seit 2022: Geschäftsführer Sanofi Österreich/Schweiz

Berufliches Highlight: Persönlich hat mich jüngst ein Kompliment sehr bewegt: „Man merkt, dass ihr in Österreich alle an einem Strang zieht und mit viel Leidenschaft dabei seid.“

www.sanofi.at


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