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Hamburg führt Religionsunterricht für alle Schüler ein

Schueler sitzen waehrend des Unterrichts an Schulbaenken Neben ihnen stehen ihre Schulranzen Feat
Schueler sitzen waehrend des Unterrichts an Schulbaenken Neben ihnen stehen ihre Schulranzen Featimago images / photothek
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Künftig keine getrennten Religionsklassen mehr. Sogar islamische und jüdische Gemeinden machen mit. Nicht beteiligt sind unter anderem Christlich-Orthodoxe, doch will man auch Atheisten einbetten.

Das deutsche Bundesland Hamburg führt ab dem kommenden Schuljahr 2022/23 im Rahmen eines vielbeachteten Projekts einen gemeinsamen Religionsunterricht für Schüler (fast) aller Konfessionen/Religionen an öffentlichen Schulen ein. Das katholische Erzbistum Hamburg, das lange gezögert hatte, gab nun seine Zustimmung zu den Plänen, wie die Schulbehörde und das Bistum am Donnerstag in der Hansestadt mitteilten. Damit sind nun die meisten Religionsgemeinschaften beteiligt.

Die Besonderheit: Anders als in einigen anderen deutschen Ländern wie Baden-Württemberg und Niedersachsen, wo ein gemeinsamer Religionsunterricht für katholische und protestantische Kinder und Jugendliche zumindest prinzipiell möglich ist (er ist nicht die Regel, die Schulen müssen das jeweils beantragen), machen in Hamburg künftig auch die jüdische, die alevitische sowie drei islamische Gemeinden mit. Sogar atheistische Kinder sollen teilnehmen - erzwingen lassen wird sich das aber im Einzelfall nicht. Formal nicht beteiligt sind indes weiter etwa die Christliche Orthodoxie, diverse Freikirchen und katholische Splitterkirchen sowie Buddhisten. Ob der Religionsunterricht auch solchen Kindern offensteht, wurde vorerst nicht gesagt.  

Das Konzept mit den neuen Bildungsplänen werde nun sukzessive an allen öffentlichen Schulen eingeführt, hieß es am Donnerstag. Das stelle eine besondere Herausforderung an die Ausbildung der Lehrer dar. Einen Pilotversuch hat es seit 2019 gegeben, er fußt in älteren Ideen.

„Wir stehen in der Verantwortung für die religiöse Bildung der Schülerinnen und Schüler an den staatlichen Schulen", erklärte Erzbischof Stefan Heße. Das katholische Christentum solle im Religionsunterricht für alle „authentisch" abgebildet werden. Der Unterricht ermögliche eine „differenzierte Auseinandersetzung" junger katholischer Christen mit den spezifischen Inhalten ihres Bekenntnisses.

Dialog der Religionen auf schulischer Basis

„Der bundesweit beachtete Hamburger Weg eines Religionsunterrichts für alle umfasst jetzt alle bedeutenden Religionsgemeinschaften und kann damit Impulse für ganz Deutschland setzen", ergänzte Schulsenator Thies Rabe (SPD). Der gemeinsame Religionsunterricht berücksichtige die verschiedenen Religionen und Weltanschauungen gleichberechtigt. Er führe zusammen und ermögliche den Dialog.

Ende 2020 waren 23,6 Prozent der Einwohner Hamburgs evangelisch und fast 9,5% katholisch. Für den großen Rest - de facto die Mehrheit - gibt es leider mehrheitlich keine belastbaren und halbwegs aktuellen Daten, zumal er auch Konfessionslose einschließt. Die letzte Volkszählung datiert auf 2011 und gerade der Islam ist nicht aufgelistet, weil er bzw. die allermeisten seiner Teilgemeinden in Deutschland nicht als Körperschaft des öffentlichen Rechts eingestuft sind. Eine Statistik von 2011 nannte für Hamburg etwa 30 Prozent Protestanten, zehn Prozent Katholiken und acht Prozent Moslems. Man liest seither vermehrt, dass die Muslime mittlerweile auf Platz 2 liegen.

(APA/AFP/red.)

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