Hunde liegen mitten auf den Straßen, auf dem Strand, unter Tischen. Sri Lanka ist kein Land für Kynophobe.
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Er hätte ja auch nur knurren können

Schriftsteller haben einen Hang zur Hypochondrie, jedes Ziehen oder Stechen ist ein erstes Anzeichen von etwas Unheilbarem, jeder noch so kleine Schmerz kündigt das baldige Ende an. Als ich in Sri Lanka von einem Hund gebissen wurde. Eine Posse.

Rachenlähmung, Angst, Verwirrtheit, Krämpfe beim Anblick von Wasser. Lange vor Corona hat eine andere virale Erkrankung Europa in Furcht und Schrecken versetzt – die Wutkrankheit, Rabies oder auch Hydrophobia genannte Tollwut forderte bis zur von Pasteur entdeckten Impfung Hunderttausende Opfer. Ein fürchterliches Übel, verbreitet sich doch das durch einen Biss übertragene Virus via Rückenmark bis ins Hirn, führt zu Halluzinationen und Verrücktheit. Gängige Behandlungen mit Arsen, Schießpulver oder Tollkirsche, die damaligen Wurmmittel, waren ebenso wenig wirksam wie ein Ausbrennen der Wunde oder ein Berühren der Reliquie des heiligen Hubertus, des Schutzpatrons gegen die Tollwut.

Noch mein Großvater hat vor schäumenden Füchsen, tollen Eichhörnchen und Tanzkühen gewarnt, aber mittlerweile gilt die Krankheit in Europa als besiegt. Weltweit wird die Zahl der jährlichen Opfer immer noch auf sechzigtausend geschätzt, die meisten davon in Indien. Wird man in Asien ungeimpft von einem Hund oder Affen gebissen, gibt es nur eins: schnellstmöglich in das nächstbeste Spital und hoffen, dass man dort Tollwut-Antikörper vorrätig hat. Was aber tun, wenn man als dreifach Tollwut-Geimpfter gebissen wird? So geschehen auf Sri Lanka.

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