Interview

Wörterbuch-Chefredakteurin Christiane Pabst: „Ich schimpfe selten standardsprachlich“

Christiane Pabst.
Christiane Pabst.(c) Daniel Novotny
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Der Dialekt ist stark mit Emotionen verbunden, sagt Christiane Pabst, Chefredakteurin des „Österreichischen Wörterbuchs“. Aussterben werde er deshalb nicht.

Stirbt der Dialekt aus oder erlebt er umgekehrt eher eine Renaissance?

Christiane Pabst: Aussterben wird er nicht, denn Dialekt ist stark mit unseren Emotionen verbunden. Es gibt die Globalisierung und den leichten Zugriff auf Medien wie YouTube oder TikTok, die sehr von Deutschland beeinflusst sind. Dadurch werden die Kinder mit dem Deutsch-Deutschen konfrontiert, auch von Influencern, die man nachahmen will. Aber die Nachahmung funktioniert auf einer ganz anderen Ebene als der Dialekt. Die Sprache, die im kleinen Raum gesprochen wird, etwa in der Familie, ist die, in der man emotional sein kann. Ich schimpfe zum Beispiel selten standardsprachlich.

Kann es sein, dass man Dialekt in bestimmten Situationen gezielt einsetzt, um eine bestimmte Gruppe anzusprechen? Zuletzt zum Beispiel Ernst Nevrivys „Heisl“ beim Parteitag der Wiener SPÖ.

Das kann natürlich sein, dass man da eine bestimmte Wählerschicht ansprechen will. Und eine Diffamierung über den Umweg Dialekt kommt an, ist aber nicht so leicht angreifbar. Es bleibt auch hängen – das Heisl war ja in allen Medien. Hätte er das nicht verwendet, wäre die Rede vielleicht untergegangen.

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