Gastkommentar

Die positiven Aspekte hoher Inflation

Einwurf. Die Inflation nimmt, sie gibt aber auch – und macht die Republik zur Gewinnerin.

Der Autor:

Armon Rezai (geb. 1981) ist Wirtschaftswissenschaftler und Universitätsprofessor an der Wirtschaftsuniversität Wien.

Der derzeitige Inflationsanstieg nimmt viel Platz in der wirtschaftspolitischen Debatte ein. Ihr Haupteffekt, die Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern, wird dabei aber völlig vernachlässigt. Die in der Coronakrise aufgenommenen Schulden können dank Inflation leicht abgearbeitet werden. Die Republik kann allein dieses Jahr Schulden in Höhe von ca. fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) abschreiben, was wiederum einem Drittel der Kosten der Pandemie entspricht.

Inflation ist ein altes Phänomen, und Wirtschaftswissenschaftler kennen es gut, wenngleich der konkrete Anlass und seine Ursachen unvorhersehbar waren: Lieferketten laufen trotz Abflauens der Coronapandemie noch immer nicht rund, Rohstoffe sind weniger üppig verfügbar, und der Krieg in der Ukraine hat die Verfügbarkeit von Energieträgern weiter verknappt. Gleichzeitig ist die Nachfrage hoch, da viele die Einschränkungen der vergangenen Jahre wettzumachen suchen. Starke Nachfrage und knappes Angebot führen zu steigenden Preisen. Umso überraschender ist es, wenn nun in der Debatte um die Preisanstiege der Anschein erweckt wird, dass die große Inflation alle ärmer machen würde, wie etwa vom deutschen Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck verlautbart. Inflation ist und bleibt ein Verteilungsproblem: Wenn die Preise steigen, erhält der Verkäufer mehr und der Käufer (relativ) weniger.

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