Günther Platter übergibt das Szepter fünf vor zwölf. Er bekam stets, was er wollte. Er wollte aber auch nicht zu viel.
Es soll Tiroler geben, die ihr Image und ihre Außenwirkung entlang bestimmter Klischees inszenieren, die Felix Mitterer in seiner Piefkesaga gepflegt hat: der wilde Tiroler, der stolze Tiroler, der harte Tiroler, der geschäftstüchtige Tiroler, der mehr als geschäftstüchtige Tiroler. Und dann gab und gibt es noch Günther Platter, der spielte stets den harmlosen und unterschätzten Tiroler.
Trotz Verbots jedweder ethnischen Verallgemeinerung findet man diese Rolle auch im Tourismusweltmeisterland immer wieder. Mit treuherzigem Blick, freundlichem Lächeln und einem wohltemperierten, also einmal mehr, einmal weniger dezenten Tirolerisch mit korrekt intoniertem, im Vergleich zu anderen nicht zu hartem K bekam Platter immer, was er wollte: die Stimmen der Wähler, die Unterstützung seiner Bundesparteichefs, deren Auftritte in Tirol, so diese überhaupt gewünscht waren, Interventionen in Wien, Minister- oder Staatssekretärsposten wie zuletzt für seinen Bürochef Florian Tursky in der Bundesregierung und sogar immer einen Termin beim EU-Kommissionspräsidenten.
Im Gegenzug hat Platter geboten, was ein Tiroler zu bieten hat: freundliche Worte, suggerierte Freundschaft, schöne Skitouren. Im Fall von Jean-Claude Juncker waren es gemütliche Abende in einem schönen Kitzbüheler Hotel, Zirbe und Stube inklusive. So gesehen war Platter ein idealer Landeshauptmann für Tirol.Was er wollte, bekam er, er wollte auch nicht zu viel. Ganz abstellen lässt sich der unerträgliche Transitverkehr eben nicht. Südtirol geht es als wirtschaftlich robuster Autonomieregion in Italien in der Ferne sehr gut. Der Tourismus hat trotz wichtiger Industriebetriebe im Land den Status zwischen heiliger Kuh und Goldesel. Den Interessen der Tourismusbranche wurde vieles, vielleicht zu vieles untergeordnet.