Heiratssachen

Liebesg'schichten: „Schwule Männer trauen sich mehr“

Für „Liebesg'schichten“ unterwegs: Nina Horowitz sucht schon Bewerber für 2023.
Für „Liebesg'schichten“ unterwegs: Nina Horowitz sucht schon Bewerber für 2023. (c) ORF (Hans Leitner)
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Heute startet die bereits 26. Staffel von „Liebesg'schichten und Heiratssachen“ im ORF. Seit 2020 führt Nina Horowitz die Interviews. Heuer ist auch eine 90-jährige Kandidatin dabei.

Man kann über diese Sendung denken, wie man will – erfolgreich ist sie. Offensichtlich gibt es bei den Zuschauerinnen und Zuschauern ein ungebrochenes Interesse daran, Leuten dabei zuzusehen, wie sie ihr vergangenes bzw. ihr erhofftes Liebesleben öffentlich ausbreiten, während die Kamera durchs Wohnzimmer schwenkt. Durchschnittlich 931.000 Personen haben „Liebesg'schichten und Heiratssachen“ im Vorjahr gesehen. Bei einer Folge waren sogar mehr als eine Million dabei. Alles Voyeure?

Nicht unbedingt. Nina Horowitz, die die Sendung 2020 von der verstorbenen Elizabeth T. Spira übernommen hat, bemüht sich darum, die private Situation nicht auszuschlachten, hakt behutsam nach. Wenn überhaupt. Wo sie das nicht tun soll, wird vorab besprochen. „Man muss nicht alles preisgeben“, sagt sie. Dennoch sei es „mutig“, mitzumachen. Wenn sich jemand nicht öffnen will, dann sei er bei den „Liebesg'schichten“ aber falsch. „Denn darauf warten die Zuschauer.“ Für ein Drittel der Kandidatinnen und Kandidaten zahlt es sich aus: Sie finden jemanden und verlieben sich.

Thematisch kreisen die Gespräche nicht nur um Liebesg'schichten, auch um Corona, den Ukraine-Krieg, die Teuerung. „Das beschäftigt die Leute. Man spürt, dass die Menschen Sorgen haben.“ Sie verstehe die Sendung schließlich als dokumentarisches Format, sagt Horowitz, die früher für „Am Schauplatz“ gearbeitet hat.

Wie die Angst vor dem Zahnarzt

Die Interviews, die sie heute führt, sind ihr lieber. Weil keiner die Augen verdreht, wenn jemand mit der Kamera vor der Tür steht. Aufregend ist es für ihre Gesprächspartner dennoch. „Ich komme mir manchmal vor wie eine Zahnärztin. Viele sind nervös, wenn wir kommen. Ich mache dann ein paar Witze und wir trinken Kaffee, damit sich die Atmosphäre entspannt.“

Schon jetzt werden für Staffel 27 Kandidaten gesucht. Immer wieder melden sind schwule Männer, auch Transgender-Personen. „Es bewerben sich aber leider sehr wenige lesbische Frauen. Da hebe ich die Statistik“, lacht Horowitz, die mit ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz verheiratet ist. Sich zu outen sei nicht immer leicht. Letztens habe ihr eine Frau ihr Leid geklagt, die auf einem Bauernhof wohnt und fürchtet, vom Hof gejagt zu werden, wenn die Mutter erfährt, dass sie Frauen liebt. „Ich glaube, schwule Männer trauen sich mehr. Das hat auch mit der Gleichstellung zwischen Mann und Frau zu tun. Da sind wir in Österreich ja längst noch nicht angelangt, wo wir sein sollten.“

Die älteste Kandidatin der aktuellen Staffel ist Helene. Sie ist 90 und gibt die Hoffnung auf einen Partner nicht auf. „Als ich zu ihr kam, hat sie gerade Turnübungen gemacht.“ Vor der Kamera twistet Helene – bis ganz in die Knie hinunter. Ein echtes Vorbild. Und eine der letzten Zeitzeuginnen. „Natürlich fragt man: ,Wie haben Sie den Krieg erlebt?‘“ Durch den Ukraine-Krieg sind Erinnerungen an den Luftschutzkeller hochgekommen. Jetzt will Helene sich neu verlieben und hat ihre 95-jährige Nachbarin animiert, sich auch zu bewerben – für nächstes Jahr.

Sommer Im TV & Radio

„Liebesg'schichten“
Ab 11. Juli, montags um 20.15 Uhr, ORF2.

„Summer of Passion“
Auch Arte verspricht bis 21. 8. freitags und sonntags „große Gefühle“: Dokus, (u. a. über Romy Schneider & Alain Delon), Konzerte und Spielfilme wie „Love Story“, „Swimming Pool“, „Magic Mike“.

„Sommergespräche“
mit Bianca Ambros und Thomas Mohr seit 7. 7. donnerstags, 20.15 Uhr, Puls4.

Ö1-Sommerfahrplan
mit sechs akustischen Touren (u. a. „Grand Tour“ mit Stadtporträts, „Ö1-Sommerbühne“ und Zeitreisen in „Welt des Wissens“) sowie „Best of“-Sendungen. Online auf oe1.orf.at/sommerfahrplan

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2022)

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