Der Chef der Fünf-Sterne-Bewegung sägt zunehmend an der Machtbasis von Premier Draghi und droht, die Regierung zu stürzen. Feuerprobe wird ein Vertrauensvotum diese Woche.
Für Mario Draghi hat eine der heißesten Wochen des Jahres begonnen, und das nicht wegen der römischen Juli-Hitzewellen. Gefährlich nahe am Siedepunkt sind die Temperaturen innerhalb seiner Koalition, wo derzeit die größte Partei dem Premier das Arbeiten schwer macht: Die nächsten Tage dürften entscheiden, ob Giuseppe Contes Fünf-Sterne-Bewegung den Totalcrash wagt und mitten im Ukraine-Krieg, trotz Gasengpässen und Wirtschaftskrise, den Sturz von Draghis All-Parteien-Regierung riskiert. Und damit ganz Europa erschüttert, da vorgezogene Wahlen das mächtige Euro- und Nato-Land erneut destabilisieren würden.
Wie groß die Spannungen sind, zeigte sich bereits am Montag: Am Abend sprach der Premier fast eine Stunde mit Staatschef Sergio Mattarella, nachdem die Fünf-Sterne in der Abgeordnetenkammer ein Votum über Hilfsmaßnahmen boykottiert hatten. Die eigentliche Feuerprobe ist in den nächsten Tagen das Senatsvotum über das Paket für Unternehmen, Angestellte, Familien und Pensionisten, das Draghi (wieder einmal) mit der Vertrauensfrage verknüpft. Das Paket wird dringend erwartet. Denn die Folgen des Ukraine-Krieges erhöhen die Armutsrate, die schon durch die Pandemie Rekordwerte erreicht hatte: Laut Statistikbehörde Istat leben in Italien 9,4 Prozent der Einwohner in absoluter Armut, betroffen sind vor allem die Jungen.