Studie

Mikroplastik lagert sich in der Tiefsee an

Verpackungsmüll endet in Form von Mikroplastik am Grund der Tiefsee.
Verpackungsmüll endet in Form von Mikroplastik am Grund der Tiefsee.(c) AFP or licensors/ Olivier MORIN
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Verpackungsmüll, Kosmetikprodukte oder Schaumstoff. Viele Produkte aus Plastik enden im Meer. Dort sammelt sich das Mikroplastik mittlerweile sogar am Grund der Tiefsee.

Der Zustand der Meere ist schon seit Längerem Grund für Besorgnis bei Umweltschutzorganisationen und Politik. Neben den sich erschöpfenden Fischbeständen ist vor allem die Verschmutzung durch Plastik und Mikroplastik immer wieder Thema. Letzteres ist mittlerweile auch auf dem Grund der Tiefsee angekommen, wie jüngste Untersuchungen von Sediment-Proben des Meeresgrundes aufzeigen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung konnten sogar mehr Mikroplastikteilchen im Kurilen-Kamtschatka-Graben im West-Pazifik nachweisen, als angenommen. In jeder der insgesamt 13 Segmentproben fanden die Forschenden zwischen 215 und 1596 Mikroplastikpartikel pro Kilogramm Schlamm. „Eine so große Menge hätten wir niemals erwartet“, sagte dazu Serena Abel, eine an den Forschungsarbeiten beteiligte Wissenschaftlerin der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Kleinteilig und gefährlich

Während die Tiefen der Ozeane für die Menschen teilweise immer noch unerforschtes und schwer zu erreichendes Gebiet sind, ist es für den Müll offensichtlich ein Leichtes, dorthin zu gelangen. Nur ein Teil der mehreren Millionen Tonnen Plastikmüll, die jedes Jahr im Meer landen, wird an den Küsten wieder angeschwemmt. Kunststoffartikel, die im Wasser verbleiben und untergehen, zersetzen sich mit der Zeit in immer kleinere Teile, bis diese von den umliegenden Organismen aufgenommen werden. Auch im frisch gefallenen Schnee der Antarktis und im Gestein der Vulkaninsel Hawaii wurden die Plastikpartikel zuletzt nachgewiesen. Im Meer sinken die Partikel bis zum Grund, durch Strömungen werden sie bis in die entlegensten Regionen der Tiefsee transportiert.

In den immerhin aus einer Tiefe zwischen 5700 und 9500 Metern entnommenen Segmentproben des Kurilen-Kamtschatka-Grabens wurden insgesamt 14 verschiedene Plastiksorten nachgewiesen. Am häufigsten Polypropylen, ein Kunststoff, der besonders oft für Verpackungen verwendet wird, aber auch Acrylate aus Klebstoff- oder Kosmetikprodukten und Polyurethan, das für Schaumstoff verwendet wird.

Tiefsee als „Endlager“ 

Während man bisher vom Meeresgrund als einer relativ unbeeinflussten und stabilen Umgebung ausging, zeigten die untersuchten Segmente, wie unterschiedlich sich das Mikroplastik ablagerte. Nur wenige Meter voneinander entfernt entnommene Proben waren äußerst unterschiedlich aufgebaut. „Das zeigt, was für eine dynamische Umgebung die tiefsten Bereiche der Tiefsee tatsächlich sind. Nicht nur spezielle Strömungen und Wirbel, sondern auch die Organismen, die hier heimisch sind, halten das Sediment in Bewegung.“ Die ungewöhnlich hohe Biodiversität am Grund des Grabens würde durch die Verschmutzung mit Mikroplastik besonders gefährdet.

>>> Zur veröffentlichten Studie

>>> Zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

(chrima)

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