Salzburger Festspiele

Ouverture spirituelle: Menschenopfer in vollendeter Schönheit

(c) Salzburger Festspiele/MarcoBorrelli
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ubel für John Eliot Gardiner und seinen Monteverdi Choir mit geistlicher Musik von Carissimi, Domenico Scarlatti und – als evangelisches Gegengewicht zu all dem Katholizismus – Heinrich Schütz.

„Plorate filii Israel – Weint Kinder Israel“: Wer den Monteverdi Choir und eine Continuo-Abordnung der English Baroque Soloists unter der Leitung von John Eliot Gardiner hört, wundert sich nicht, dass der Schlusschor von Giacomo Carissimis „Historia di Jephte“ so berühmt geworden ist, ja rasch zum Modell für das noch junge Oratorium erhoben wurde. Der Tod von Jephtes einziger Tochter ist da zu beklagen. Gardiner differenziert den Vortrag so, dass das sich durch alle Stimmen ziehende, absteigende Motiv zu den Worten „in carmine doloris“ zunächst wie in Stein gemeißelt erklingt, bei der Wiederholung des Abschnitts jedoch leise, wie mit der zärtlichen Geste einer letzten Liebkosung.

Die zelebrierte finale Kadenz kündet dennoch wieder von donnernder Ewigkeit. Dabei ist der Verlust des namenlos bleibenden Mädchens gleichsam ein tragischer Unfall in der Beziehung zwischen Jiftach, so der hebräische Name des Kriegshelden nicht standesgemäßer Herkunft („ein Hurenkind“, übersetzt Luther), und seinem Gott. Denn für den Sieg über die Ammoniter gelobte er das erste Wesen zu opfern, das ihm zuhause entgegenträte. Als Heldin eigenen Ranges geht seine Tochter in den Tod, betrauert aber zuvor noch die Nutzlosigkeit ihres jungfräulichen Leibes, der keine Söhne hatte gebären dürfen . . .

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