Chinas Machthaber kann in der Taiwan-Frage derzeit nicht liefern, was er seinen Untertanen versprochen hat.
Zum Autor:
Alexander Görlach ist Senior Fellow am Carnegie Council for Ethics in International Affairs in New York. Zuletzt von ihm erschienen: „Alarmstufe Rot. Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Pazifik in einen globalen Krieg führt“ (Verlag Hoffmann und Campe).
Die chinesische Marine hält Taiwan seit dem 4. August eingekesselt. Gleich an sechs Stellen blockiert die Volksbefreiungsarmee die wichtigen Zufahrtsrouten zu den Häfen. Raketen wurden gezündet, die vor der Küste ins Wasser schlugen; fünf davon erreichten sogar japanische Hoheitsgewässer. Chinas Machthaber, Xi Jinping, sucht die Konfrontation mit der Weltgemeinschaft, vor allem mit den USA, über die Inseldemokratie Taiwan.
Wie seine Vorgänger behauptet auch Xi Jinping, dass die Insel Teil der Volksrepublik sei. Tatsächlich hat Chinas Kommunistische Partei niemals über die Insel geherrscht. Xi hat den nationalistischen Kurs seiner Vorgänger derart radikalisiert, dass eine „Verjüngung der chinesischen Nation“ nur dann vollendet sein wird, wenn Taiwan der Volksrepublik einverleibt ist. Dies will Xi „zu unseren Lebzeiten“ realisieren.