Kann es im Zeitalter der Rationalität noch Raum für Märchen geben? Es muss, meint „Mad Max“-Regisseur George Miller im Fantasy-Film „Three Thousand Years of Longing“. Und lässt zwei Stars „Tausendundeiner Nacht“ Tribut zollen.
Eine stille Würde strahlt sie aus, die einsame Heldin im neuen Fantasy-Epos des Australiers George Miller, der mit seinen dystopischen „Mad Max“-Filmen berühmt wurde. Ganz egal, ob die Erzählforscherin, die auf den sprechenden Namen Alithea hört, im prall gefüllten Hörsaal auftritt oder ob sie einfach aus dem Fenster starrend eine Suppe löffelt. Die britische Starschauspielerin Tilda Swinton verkörpert diese erfahrene Akademikerin nicht als abgehobene Intellektuelle oder frustrierte Einzelgängerin, sondern als in sich ruhenden Geistesmenschen. An einer Universität in Istanbul referiert sie über die Kraft des Geschichtenerzählens: Die moderne Wissenschaft erkläre der Menschheit die Welt letztlich nur auf eine andere Weise, als fantastische Mythen es früher schon taten.
Alithea ist introvertiert, aber keineswegs blind gegenüber den Leidenschaften des Menschengeschlechts. Sie kennt sie gut aus den Märchen und Sagen, mit denen sie sich beruflich befasst. Und obwohl sie als Rationalistin den Flaschengeist, dem sie im Film „Three Thousand Years of Longing“ begegnet (Idris Elba mit breiten Schultern und verletzlichem Charme), für eine Halluzination halten müsste, reagiert sie ruhig und offen auf sein unheimliches Erscheinen.