Ulrich Seidls Filme schauen dorthin, wo es wehtut. Seine Arbeitsweise spießt sich oft mit moralischem Empfinden. Nun wird ihm vorgeworfen, Kinder traumatisiert zu haben.
Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die Ulrich Seidl belasten, bevor sein jüngster Film „Sparta“ überhaupt uraufgeführt wurde: Der Spielfilm erzählt von einem Mann (Georg Friedrich), der in Rumänien Kinder und Jugendliche im Judo trainiert und sich dabei seinen verdrängten pädophilen Neigungen stellen muss. Nicht der Inhalt des Films, sondern seine Drehbedingungen stehen im Fokus einer Recherche des „Spiegel“: Die minderjährigen Laiendarsteller und ihre Eltern, die in armen Verhältnissen leben, sollen nicht darüber informiert worden sein, dass es im Film um Pädophilie geht. Außerdem seien die Kinder zu Szenen gedrängt worden, die ihnen unangenehm waren – etwa in Unterhose unter der Dusche (die „Presse“ hat berichtet).
Der Artikel zeichne ein „in keiner Weise den Tatsachen entsprechenden Zerrbild“, schrieb Seidl in einer Stellungnahme. Seine Arbeitsweise werde hier diffamiert, Vorkommnisse am Set würden aus dem Kontext gerissen. „Meine Filme entstehen nicht, indem ich (. . . ) Darsteller*innen manipuliere, falsch informiere oder gar missbrauche.“ Auf die konkreten Vorwürfe geht er nicht ein, erklärt aber: „Nie haben wir beim Dreh die Grenzen des ethisch und moralisch Gebotenen überschritten.“ Und sehr wohl seien die Eltern auch „über die Ambivalenz der österreichischen Hauptfigur Ewald und sein Verhältnis zu Kindern“ unterrichtet worden. Seidl mutmaßt, dass die Eltern von den Redakteuren nur mit „Teilinformationen“ konfrontiert worden sein dürften: „Wurde ihnen Angst gemacht, der Film könnte pädophile Sexszenen beinhalten? Das tut er nicht.“