Unternehmen mit Verantwortung

Die Molkerei, die 10.000 Bauern gehört

Josef Braunshofer
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Die Genossenschaft Berglandmilch ist einer der größten Lebensmittelproduzenten Österreichs. In gut zwei Jahren will man sich vom Erdgas losgesagt haben.

Wien. Josef Braunshofer beschönigt nichts: „Es ist natürlich nicht angenehm, aber ich muss es ganz ehrlich sagen: Es wird auch in Zukunft noch die eine oder andere Preiskorrektur nach oben geben“, sagte der Chef der Berglandmilch, der größten Molkerei Österreichs, erst kürzlich der „Presse“. Aber man dürfe den Wert von Lebensmitteln in der aktuellen Diskussion nicht auf das Kriterium Preis reduzieren. Es gebe doch noch ganz andere Parameter – Herkunft, Qualität und Tierwohl. Auch bei den Bauern seien die Betriebskosten wie etwa für Futtermittel stark gestiegen. Und bereits im Juli zahlte Berglandmilch 50 Cent netto pro Liter Milch an ihre Milchbauern. Nur ein gutes Jahr davor waren es noch 35 Cent gewesen.

Die rund 10.000 Milchbäuerinnen und Milchbauern, die Berglandmilch beliefern, sind gleichzeitig auch die Eigentümer der Genossenschaft. Die Molkerei mit Sitz in Wels ist das größte Milchverarbeitungs- und -vertriebsunternehmen Österreichs und einer der größten Lebensmittelproduzenten des Landes. Berglandmilch ist auch eine der umsatzstärksten Molkereien Mitteleuropas. Um die 1,3 Milliarden Kilogramm Milch werden unter den Marken Schärdinger, Desserta, Tirol Milch, Lattella, Landfrisch, Stainzer und Alpi jedes Jahr zu Joghurt, Topfen und Käse verarbeitet.

Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1900. In ihrer heutigen Form wurde Berglandmilch 1995 gegründet als Zusammenschluss sechs großer Molkereien. Es folgten Jahre der Straffung und Modernisierung. Heute beschäftigt Berglandmilch, der größte Betrieb im landwirtschaftlichen Bereich in Österreich, 1500 Mitarbeiter an acht Standorten. Zuletzt kam man auf einen Jahresumsatz von 980 Millionen Euro. Naturnahe Produktion und ein rücksichtsvoller Umgang mit der Umwelt – damit wolle man einen Beitrag zur Lebensqualität der Konsumenten leisten.

Als energieintensives Unternehmen hat man Energiesparen zur Top-Priorität erklärt: Ziel ist, pro Jahr fünf Prozent weniger Energie zu verbrauchen. Im Moment pflastere man „jeden freien Meter mit Solarpaneelen zu“, sagt Braunshofer. Man setze alles daran, auf alternative Energieträger umzurüsten. 60 Prozent des gesamten Energiebedarfs entfällt aber auf Gas: Zur Herstellung der Milchprodukte brauche man „Dampf mit 140 Grad Celsius und einem Druck von zehn Bar. Das ist allein durch elektrische Energie nicht darstellbar.“ An der Reduktion des Erdgasbedarfs arbeitet man auf Hochtouren. Als die Einführung einer CO2-Abgabe vor über einem Jahr erstmals konkret im Raum stand, begann man bei Berglandmilch mit den Planungen, die Anlagen auf Hackschnitzel umzustellen, in Kombination mit Biogas. Mitte 2023 sollen alle Werke bis auf Voitsberg auf Hackschnitzel umgestellt sein. „In gut zweieinhalb Jahren wollen wir ganz weg vom Erdgas sein.“

Die hohen Energiepreise kommen immer stärker bei Lebensmitteln an – nachdem Lebensmittel in Österreich lang vergleichsweise billig waren. Hier will Braunshofer ebenfalls nichts beschönigen: „Auch wenn es viele nicht hören wollen: Für sehr viele von uns ist das zumutbar.“

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